VfB Stuttgart VfB Stuttgart: Timo Hildebrands Posse nach dem Poker
Stuttgart/dpa. - Vier Fernsehkameras liefen, das Blitzlicht-Gewitter der Fotografen erinnerte an einen Staatsbesuch mithochrangiger Politprominenz, und auf dem Podium verlas ein 25-jähriger Blondschopf im Trainingsanzug mit ernster Miene eineErklärung. Das Ende von Timo Hildebrands Vertragspoker beimVfB Stuttgart geriet zu einer Posse. «Ich bin sehr froh, dass dieZeit der Spekulationen nun vorbei ist und endlich Klarheit herrscht»,sagte der Torhüter des Fußball-Bundesligisten am Samstagabend. Zuvorwar bekannt geworden, dass Hildebrand nun doch seinen zum Saisonendeauslaufenden Vertrag um zwei Jahre bis 2007 verlängert.
Die 32 000 Zuschauer im Daimlerstadion bekamen die Personalieebenfalls mitgeteilt: «Timo bleibt» stand unmittelbar vor dem Anpfiffin großen Lettern auf der Videotafel. VfB-Präsident Erwin Staudtsagte später bei der Pressekonferenz: «Wir haben nie einen Hehldaraus gemacht, dass wir Timo Hildebrand für eineIdentifikationsfigur und einen großartigen Torhüter halten.» Erwünsche seinem Jungstar unter anderem «immer den freien Blick fürsWesentliche».
Ganz alleine, ohne seinen beim VfB in Ungnade gefallenen BeraterDusan Bukovac, sei Hildebrand nach der zunächst geplatztenVertragsverhandlung wieder zu Staudt ins Büro gekommen. «UnserVertragspaket lag ja auf dem Tisch. Wir mussten es nur entflechtenund neu zusammensetzen.» Dass Hildebrand zunächst 1,8 Millionen Euroim Jahr bis 2010 angeboten bekommen hat, haben bis heute weder ernoch der Verein dementiert.
Der Schlussmann dankte zur Verwunderung vieler ausdrücklich VfB-Trainer Matthias Sammer, der ihm zwei Mal ein Ultimatum gesetzthatte, und Bukovac, mit dem der VfB nichts mehr zu tun haben will:«Sie haben dazu beigetragen, dass mein Verstand gesagt hat: Timo,höre auf dein Herz.» Die Vertragsverlängerung sei keine Frage desGeldes gewesen.
«Es wurden in den letzten Wochen viele Emotionen geschürt. Eswurde viel Unsinn verbreitet, und es wurden leider auch Realitätenfalsch dargestellt», kritisierte Hildebrand noch. Er gab denanwesenden Journalisten auch zu verstehen, dass sie am 17. Januaretwas falsch verstanden hätten. Da hatte Staudt erbost die Gesprächebeendet. «Ich habe niemals gesagt, dass ich den VfB verlassen will.Tatsache ist: Der VfB und ich konnten uns damals nicht daraufeinigen, einen langfristigen Vertrag auszuhandeln. Es waren dieMedien, die dann verkündet haben: Hildebrand verlässt den VfB.»
Falsch interpretiert haben konnten die Journalisten denzweimaligen Nationalspieler aber gar nicht: Seit Wochen redetHildebrand nicht in der Öffentlichkeit über das Thema, äußert sichallenfalls auf seiner Homepage. «Fragen werde ich nicht beantworten»,erklärte er auch am Samstag und verschwand.