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Vermarktung Vermarktung: TV-Sender zahlen Zeche

Von Michael Rossmann 27.12.2010, 17:52

Hannover/dpa. - Die Zeche sollen die großen TV-Märkte wie Deutschland zahlen. «Zentralvermarktung heißt auch, dass die Rechtegeber mehr Geld wollen - das hat die UEFA ja bereits deutlich gemacht», sagt dazu ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. «Und das kommt bestimmt nicht aus Litauen.»

Viele Verbandsfunktionäre dürften sich die Hände reiben. Bis zu eine Milliarde Euro für ein Vierjahres-Programm hat die UEFA prognostiziert. «Ob die Zahlen, die die UEFA im Hinblick auf die Zentralvermarktung verspricht, realistisch sind, sei einmal dahin gestellt», sagte ARD-Mann Balkausky. «Wir haben jedenfalls kein großes Interesse an einem derartigen Monopol.»

Bisher darf der DFB wie alle nationalen Fußball-Verbände die TV-Rechte für die Heimspiele der EM- und WM-Qualifikationsspiele selber verkaufen. In Deutschland sind diese Partien im TV-Vertrag mit ARD und ZDF enthalten, der dem DFB geschätzte 80 Millionen Euro pro Saison einbringt und bis zum 30. Juni 2012 läuft. In diesem Paket sind alle Heimbegegnungen der deutschen Nationalmannschaft enthalten, aber auch der DFB-Pokal, die 3. Liga und die Frauen-Bundesliga.

«Wir sind mit dem bisherigen Verfahren sehr gut gefahren», sagt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. «Es war alles mit dem DFB klar geregelt. Für uns ist es einfacher und erfolgreicher, direkt mit dem DFB zu sprechen.» Für den deutschen Verband hat der Kontrakt den Vorteil, dass er auch weniger attraktive Produkten wie der 3. Liga eine TV-Ausstrahlung sichert.

Die Übertragungsrechte für die Auswärtsspiele der deutschen Mannschaft müssen sich die TV-Sender bei den gastgebenden Verbänden kaufen. Das erfolgt meist über Agenturen wie Sportfive, Infront oder Kentaro.

In vier Jahren will die UEFA alle Qualifikationsspiele zentral vermarkten, schon im Januar soll die Entscheidung abgesegnet werden. Vorbild ist die Vermarktung von Champions League und Europa League. Bei den teilnehmenden Clubs ist der zentrale Verkauf wegen der hohen Einnahmen äußerst beliebt.

Bei den Verbänden sieht das ähnlich aus. «Alle 53 Verbände sollen davon profitieren», sagt DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach. Das gilt auch für den reichen DFB. So wie die Champions-League-Vertreter der großen Länder über den Marktpool zusätzlich kassieren, so sollen auch große Verbände wie der DFB oder die englische FA mehr Geld bekommen als Föderationen wie San Marino oder Litauen.

Im Unterschied zu den Clubwettbewerben soll das Sponsoring von der Zentralvermarktung der Qualifikationsspiele ausgenommen bleiben. «Das war und ist uns wichtig», erklärt Niersbach. Der DFB dürfte demnach weiter seine eigenen Werbeverträge abschließen. Und auch die Freundschaftsspiele dürften weiterhin von den nationalen Föderationen selber verkauft werden.

Da Pay-TV für Länderspiele ausgeschlossen ist und die teurer werdenden Rechte für Privatsender wohl kaum zu refinanzieren sind, blieben nur ARD und ZDF als Abnehmer für die Qualifikationsspiele. Das Geld würde den öffentlich-rechtlichen Sendern, die bei den TV- Rechten sparen müssen, für kleinere Sportarten fehlen.