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USA USA: In Las Vegas steht ein Hofbräuhaus

Von Laszlo Trankovits 27.06.2005, 15:13

Las Vegas/dpa. - In der Stadt, die mit ihrer glitzernden Scheinwelt Milliarden verdient, irritiert alles Echte. Aber im Hofbräuhaus von Las Vegas sind Brezeln und Senf aus München eingeflogen, auch Helles, Dunkles und Weißbier stammen aus dort abgefüllten Fässern.

Mit-Besitzer Klaus Gastager kann trotz eines hervorragenden Englisch den bayerischen Zungenschlag kaum verbergen. Und selbst die Weißwurst, die wegen der strengen US-Gesetze nicht importiert werden darf, schmeckt nach Aussagen von Besuchern aus München «wie dahoam».

Der Festsaal, die so genannte Schwemme, ist exakt der Heimstätte am «Platzl» nachempfunden, und der ganze Betrieb in Las Vegas läuft unter Lizenz der bayerischen Staatsregierung. Was allerdings ganz und gar anders ist als in München, das sind die Gäste. Denn in Las Vegas kommen 90 Prozent der jährlich 37 Millionen Besucher aus den USA, und eben das bekommt Wirt Gastager in mancher Hinsicht bitter zu spüren. Denn es gehört nicht unbedingt zur US-Vergnügungskultur, stundenlang auf langen Bänken an Holztischen zu sitzen und fröhlich eine Maß nach der anderen zu stemmen. Außerdem ist Las Vegas laut Gastager der am heftigsten umkämpfte Restaurantmarkt der Welt.

Entsprechend schwer tut sich das Hofbräuhaus, obwohl auch der legendäre Bürgermeister von Las Vegas, Oscar Goodman, nach einem Besuch in höchsten Tönen schwärmte: «Das war wunderbar, auch wenn ich nicht gerade ein Freund von Bier bin.» Bekanntermaßen trinkt der ehemalige Mafia-Anwalt gern und viel Gin - nicht ganz untypisch für seine Landsleute.

Zwar kamen im ersten Geschäftsjahr 2004 rund 330 000 Gäste ins Hofbräuhaus von Vegas, das mit dem Spruch wirbt: «Jeden Tag Oktoberfest». Allerdings müssten es noch rund 20 Prozent mehr werden, damit Gastager zufrieden wäre. «Las Vegas ist der am heftigsten umkämpfte Restaurantmarkt der Welt», sagt Gastager. «Wer hier Erfolg haben will, muss wirklich etwas bieten können.»

Das Hofbräuhaus in Las Vegas besticht durch die detailgetreue Kopie des Originals. Auch US-Restaurantführer rühmen die Qualität der Münchner Schmankerl und bayerischen Nationalgerichte vom Radi bis zur Schweinshaxe. 380 Gästen Platz finden in der Schwemme Platz - den allerdings zu füllen nicht immer leicht ist. Noch wirken Tische und Bänke etwas zu fabrikneu. Für die Atmosphäre des meist verrauchten, über 400 Jahre alter Originals am «Platzl» wird es wohl noch etwas brauchen - auch wenn der Saal mit den hohen Fenstern und Säulen, den Deckenmalereien und der lauten bayerischen Blaskapelle die perfekte Illusion der Münchner Kultstätte vorgaukeln.

Auch der klassische Spruch «Durst ist schlimmer als Heimweh» über dem Eingang fehlt nicht. Und oft genug gelingt es den aus Bayern oder Österreich importierten Musikern und Entertainern, mit bayerischen Evergreens, vor allem aber mit US-Klassikern wie «Country Road» die Gäste zum Schunkeln zu bringen.

Anders als das Original allerdings bietet das Hofbräuhaus in Las Vegas sogar einen «Biergarten» mit 430 Sitzplätzen. Trotz echter Kastanienbäume - mit künstlichen Blättern - und einem stilvollen Brunnen irritiert dann doch der Las Vegas-typische, weißblau angepinselte Himmel aus Kunststoff. Nur ginge es unter freiem Himmel ohne Klimaanlage wirklich nicht: Im langen Sommer klettern die Temperaturen in Nevada leicht auf mehr als 40 Grad.

Das zwölf Millionen Dollar teure Haus mit den roten Ziegeln steht gegenüber der 20 Meter hohe Gitarren-Attrappe des «Hard Rock Hotel» an der Paradise Road, etwas abseits vom glitzernden «Strip», der berühmten Casino-, Hotel- und Vergnügungsmeile. Den Durchbruch geschafft hat es noch nicht. Zumindest Siegfried und Roy, neben Steffi Graf die prominentesten Deutschen in der Spieler-Hauptstadt, lassen sich immer wieder im US-Hofbräuhaus blicken.

Während andere Vegas-Kopien bedeutender Bauwerke wie Eiffelturm oder Rialtobrücke als Kulisse für riesige und umsatzstarke Casinos dienen, sollte das Hofbräuhaus ursprünglich nur einen Zweck erfüllen: Zechen bei deftiger Kost und zünftiger Musik. Als Zugeständnis an den allgegenwärtigen Spieler-Geist von Las Vegas sollen aber bald schon Einarmige Banditen in den Eingang zur Schwemme gestellt werden.