US-Legende Evel Knievel gestorben
New York/Clearwater/dpa. - Ein tollkühnes Leben, ein schwerer Tod: Der amerikanische Motorrad-Stuntman Evel Knievel ist nach langer Krankheit im Alter von 69 Jahren gestorben. Er erlag nach Angaben seiner Enkelin am Freitag in Clearwater im US-Bundesstaat Florida einem Lungenversagen.
In den 60er und 70er Jahren galt der Draufgänger in dem feschen weiß-blau-roten Lederanzug als US-Superman schlechthin: Mit seinen waghalsigen Sprüngen über Autos, Doppeldecker-Busse und lebende Haifische raubte er einem Millionenpublikum den Atem. Als er 1980 in Ruhestand ging, hatte er sich fast 40 Knochenbrüche zugezogen und zahllose Maschinen «geschrottet». «Ich bestehe nur aus Narben und chirurgischem Stahl», sagte er damals.
Trotz aller glanzvollen Kunststücke - am bekanntesten wurde Knievel durch seine Crashs. 1968 landete er nach einem 45 Meter langen Sprung über die Brunnenanlage des Hotels Caesars Palace in Las Vegas so unglücklich, dass er einen Monat lang im Koma lag. Der Versuch, den Snake River Canyon in Idaho mit seinem raketenangetriebenen «Sky-Cycle» zu überfliegen, scheiterte 1974 an einem defekten Bremsfallschirm. Der Fallschirm öffnete sich zu früh, und Knievel stürzte in die Schlucht. 1976 schaffte er den Sprung über ein Haifischbecken, stürzte aber bei der Landung schwer und setzte sich wenig später zur Ruhe.
Seinen lautmalerischen Namen erwarb sich der Motorradfan durch eine frühe Gaunerei. 1938 als Robert Craig Knievel in der Kupferstadt Butte im US-Bundesstaat Montana geboren und bei seinen Großeltern aufgewachsen, wurde er als Jugendlicher beim Diebstahl von Radkappen festgenommen. Die Kumpels im Gefängnis nannten ihn scherzhaft «Evil Knievel» - den bösen Knievel. Der Vorname Evil blieb ihm - einige Jahre später änderte er das «i» allerdings in ein «e».
Gestartet hatte Knievel seine Karriere als Mitbesitzer eines Motorradladens. Um Kunden anzulocken, versprach der damals 27-Jährige einen 13 Meter langen Sprung über geparkte Autos und eine Kiste mit Klapperschlangen hinweg. Prompt landete er vor etwa 1000 Zuschauern zu früh und krachte auf die Schlangen. «Mein Leben lang haben die Leute nur darauf gewartet, mich sterben zu sehen», sagte er später. Sein größtes Projekt, ein Sprung über den Grand Canyon, scheiterte allerdings am Einspruch der Behörden.
Seine unzähligen Verletzungen steckte Knievel anfangs gut weg. Er bekam eine Hüfte aus Titan, Aluminiumplatten in die Arme und mehrere Metallstücke in die Beine. Bei manchem Unfall gingen auch diese zu Bruch. Doch in den vergangenen Jahren raubten ihm Krankheiten zunehmend die Kraft. Er hatte Diabetes und Lungenfibrose, erlitt zwei Schlaganfälle und musste sich 1999 einer Lebertransplantation unterziehen.
Auch in seinem Privatleben gab es ein häufiges Auf und Ab. 1977 musste Knievel ein halbes Jahr ins Gefängnis, weil er seinen früheren Presseagenten mit einem Baseball-Schläger traktiert hatte. 1995 soll er seine damalige Freundin Krystal Kennedy geschlagen haben - sie verzichtete jedoch auf einen Rechtsstreit und heiratete ihn später. Die Ehe ging zu Bruch, das geschiedene Paar blieb aber befreundet. «Wenn es mehr Leute geben würde wie mich, wäre die Welt ein spannenderer Ort», sagte Knievel einmal.