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«Ungemalte Bilder» von Emil Nolde in Berlin

25.06.2009, 12:53

Berlin/dpa. - «Ich stand mitten im schönsten, produktivsten Malen.» So erinnerte sich später der Künstler Emil Nolde an die Zeit, als die Nazis ihm das Malen verboten und seine Werke als «entartet» ächteten.

«Die Pinsel glitten mir aus den Händen», so der damals schon über 70-jährige Nolde. In seinem Haus in Seebüll in Nordfriesland schuf er zwischen 1941 und 1945 heimlich dennoch mehr als 1300 Bilder.

Noldes «Ungemalte Bilder» sind vom 26. Juni an in der Berliner Dependance der Nolde Stiftung Seebüll zu sehen. Viele der Aquarelle würden in der Schau mit dem Titel «Mit verschnürten Händen» erstmals in der Öffentlichkeit ausgestellt, sagte Kurator Jörg Garbrecht. Zu sehen sind mehr als 100 Aquarelle, die Noldes reiche Fantasie und seine grenzenlose, leuchtende Farbpalette zeigen. Die kleinformatigen Werke versteckte Nolde damals in seinem Haus oder bei zuverlässigen Freunden vor den Nationalsozialisten.

Die bedrückende und bedrohliche Lebenssituation zu dieser Zeit spiegelt sich jedoch nicht in Noldes Bildern wider. Der Künstler sei ganz in seine Fantasiewelt abgetaucht, sagte Garbrecht. Gleichzeitig zog er sich aus der Öffentlichkeit völlig zurück und mied auch Berlin, wo er bis dahin vier Jahrzehnte lang die Wintermonate verbracht hatte.

Nolde malte Landschaften, Meerbilder und Figuren in zahllosen Konstellationen. Immer wieder setzt sich Nolde mit dem Alter auseinander - ältere Männer sind an der Seite von jungen Menschen zu sehen. Keines der Bilder hat einen Titel, denn Nolde rechnete nicht damit, sie je einem größeren Publikum zeigen zu können. Bekannt wurden die «Ungemalten Bilder» auch erst nach Noldes Tod im Jahr 1956.

Das Berliner Kupferstichkabinett zeigt ab 3. Juli ebenfalls eine Nolde-Ausstellung. Die Schau «Mensch ­ Natur ­ Mythos» umfasst Aquarelle und Grafiken aus dem 110 Nolde-Werke zählenden Bestand des Kupferstichkabinetts. Höhepunkt der Ausstellung sind 26 Aquarelle von Noldes Südseereise, die in einem Konvolut von 50 Blättern 1919 als Schenkung des Reichskolonialamtes in die Nationalgalerie gelangten.