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UEFA-Pokal UEFA-Pokal: Beim HSV regiert der Krisenstab

Von Günter Schulz 16.10.2003, 15:03

Dnjepropetrowsk/Hamburg/dpa. - Der Hamburger SV hat beim 0:3(0:1) im UEFA-Pokal-Rückspiel bei Dnjepr Dnjepropetrowsk dendeutschen Fußball bis auf die Knochen blamiert und ein Millionenlochin die Vereinskasse gerissen. Nach nur 180 Minuten ist der Auftrittder Hamburger Millionen-Truppe auf der europäischen Bühne 2003 vonelf wackeren Ukrainern jäh beendet worden. «Dies ist der bittersteMoment meiner Karriere als Spieler und als Trainer», kommentierte derfassungslose HSV-Trainer Kurt Jara das dritte Erstrunden-Aus(Hinspiel 2:1) seit 1972, «ein Jahr lang hat die Mannschaft hartgearbeitet. Nach so einer Leistung kann man nun nicht einfach zurTagesordnung übergehen.»

Chancenlos, ideenlos und vor allem kampflos ging der Bundesliga-Zwölfte im Stadion «Meteor» unter. HSV-Boss Bernd Hoffmann musstenach dem Schlusspfiff erst die rund 300 aufgebrachten Hamburger Fansberuhigen, ehe er Konsequenzen ankündigte: «Unser wirtschaftlicherSpielraum ist jetzt stark eingeschränkt. Der Vorstand wird sichzusammensetzen und über entsprechende Maßnahmen beraten.» DasErreichen der dritten Runde und damit drei Millionen Euro waren imEtat der Hamburger fest eingeplant. Allein 1,5 Millionen Euro hattedie Mannschaft im vorigen Jahr für das Erreichen des internationalenWettbewerbs kassiert und damit das Saisondefizit auf 14,5 Millionenhoch geschraubt. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen dasGeld wieder zurückzahlen lassen.

Kurt Jara nahm Hoffmann (noch) aus der Schusslinie: «Wenn manDampf ablassen muss, ist der Trainer immer das erste Ventil», sagteder HSV-Chef, «er ist aber nicht alleinverantwortlich für diesesDesaster, sondern mindestens 25 andere auch.» Allein Masseur HermannRieger steht beim HSV derzeit nicht in der Kritik. Aller Beteuerungenzum Trotz: Sollte sich seine Mannschaft in der nächsten Bundesliga-Begegnung am Sonntag beim 1. FC Kaiserslautern auch nur ähnlichpräsentieren wie gegen die mittelmäßigen Ukrainer, dann wird derTrainer-Stuhl kräftig wackeln.

«HSV - das war gar nichts. Gut, dass ich gestern Abend fest imSessel gesessen haben» kommentierte HSV-Idol Uwe Seeler die Leistungder Versager von Dnjepropetrowsk im Fachmagazin «Kicker». Nicht einSpieler erreichte auch nur ansatzweise Normalform. Es wird allerdingsdas Geheimnis von Kurt Jara bleiben, warum er NationalspielerChristian Rahns frischen Schwung aus dem Island-Länderspiel nichtnutzte und stattdessen bis kurz vor Schluss auf den zum«Heilsbringer» hochstilisierten Bernd Hollerbach oder Rodolfo Cardosobaute. Hollerbach brachte nach 20-wöchiger Verletzungspause nurUnheil - er war an zwei Gegentoren maßgeblich beteiligt - und anCardoso ging das Spiel komplett vorbei.

Dem schlechtesten Start in die Bundesliga folgte prompt die Pleiteim internationalen Geschäft. Der Gewinn des Liga-Pokals hat sich nunendgültig als Muster ohne Wert erwiesen.