Turnen Turnen: Ronny Ziesmer bleibt nach Trainingsunfall gelähmt

Berlin/dpa. - Für Turner Ronny Ziesmer haben sich dieschlimmsten Befürchtungen bewahrheitet. Drei Tage nach dem schwerenTrainingsunfall des Cottbusers teilten die behandelnden Ärzte imUnfallkrankenhaus Berlin (ukb) am Donnerstag mit, dass der deutscheMehrkampf-Meister aller Voraussicht nach dauerhaft gelähmt bleibenwird. «Nach medizinischem Ermessen ist absolut nicht damit zurechnen, dass sich daran noch etwas ändert», sagte der ÄrztlicheLeiter des ukb, Professor Walter Schaffartzik. «Wir können ihm nichtdie Hoffnung geben, dass er wieder gehen kann», erklärte AndreasNiedeggen, der Chef des Rückenmark-Zentrums im ukb.
Die Vorbereitung der deutschen Turner auf die Olympischen Spielewird damit zur Nebensache. Ziesmer war am Montag im LeistungszentrumKienbaum bei einer Sprungübung gestürzt. Dabei zog er sich einenBruch der Halswirbelsäule und eine schwere Quetschung des Rückenmarkszu, die eine Lähmung beider Arme und Beine zur Folge hatte. Mit einerOperation gelang es den Ärzten des ukb zwar, die Wirbelsäule zustabilisieren, um weiteren Schäden vorzubeugen. Die Verletzung desRückenmarks sei jedoch irreversibel, so dass Ziesmer in Zukunft aufden Rollstuhl angewiesen sein wird. Auch die Arme bleiben gelähmt.
Bundestrainer Andreas Hirsch konnte schon während derPressekonferenz seine Erschütterung kaum verbergen. «Das ist dasschwärzeste Erlebnis, das ich bisher hatte. Wir stehen vor einemtotalen Werteverlust. Alles was gestern erstrebenswert war, ist heuteNull», sagte Hirsch, der mit den Tränen zu kämpfen hatte. DieVorbereitung auf die Olympischen Spiele sei völlig in den Hintergrundgerückt. Ob die deutschen Turner am Länderkampf am Samstag inSchwäbisch Gmünd teilnehmen werden, soll bis zum (morgigen) Freitagmit den Sportlern besprochen werden.
Ziesmer selbst ist nach Angaben der Ärzte umfassend über seineSituation informiert. Sowohl das ukb als auch der Deutsche Turnerbund(DTB) haben ihm Psychologen zur Bewältigung des Unglücks zur Seitegestellt. Wann der 24-Jährige die Intensivstation verlassen und mitder Rehabilitation beginnen kann, ist unklar.
DTB-Präsident Rainer Brechtken betonte, dass der Unglückssprung -ein Doppel-Salto - eigentlich ein Sprung gewesen sei, den Ziesmer«beherrscht». Zugleich wies er darauf hin, dass derartigeVerletzungen im Turnen nicht auszuschließen sind. «Es gibt bei uns imVergleich zu anderen Sportarten wenig Verletzungen, aber wenn, dannsind die Risiken höher», sagte Brechtken.
Zuletzt hatte sich im November 2002 der deutsche Turner JohannesHablik eine Verletzung der Halswirbelsäule zugezogen und ist seitdemvon der Schulter abwärts gelähmt. Bei den Goodwill Games 1998verunglückte die Chinesin Sang Lan und erlitt ebenfalls eineVerletzung an der Wirbelsäule, die zu einer Lähmung der Beine führte.