Turnen Turnen: Hambüchen dominiert, aber der Vater tobt
Achern/dpa. - «Zwei Drittel derLeute sind hier beim Bodenturnen auf die Nase gefallen. Und das warnicht so, weil sie nicht turnen können, sondern weil die nichtweggekommen sind von diesem Boden», schimpfte der Wetzlarer, dessenSohn nicht der einzige war, der auf der harten Bodenfläche bei derWM-Qualifikation der deutschen Turner im badischen Achern kräftig ausder Spur geriet.
Auch Boden- und Sprungspezialist Matthias Fahrig (13,80) landeteauf dem Hinterteil. «Und wenn selbst der Fahrig sagt, die Bodenflächeist nicht beturnbar, dann sagt das schon was. Denn der kann wirklichauf allem turnen», ereiferte sich Vater Hambüchen. Am Ende blieb seinSprössling mit 88,800 Punkten fast vier Punkte hinter seiner Leistungvom Japan-Cup vor sechs Wochen zurück. «Die Bodenfläche war in derTat schwer zu turnen. Technisch war eigentlich alles gut. Nur in demMoment, wo ich hart sein musste, da hat es mich ohne Endezerschmettert», so der Mehrkampf-Europameister, der in zwei Wochenbei der Champions Trophy in Berlin Konsequenzen ziehen will.
«Wenn der Boden bei dort genau so ist, muss ich sehen, dass icheine andere Übung turne», kündigte er an. Für die WM vom 13. bis 18.Oktober erwartet der Hesse einen Zweikampf mit dem Japaner KoheiUchimura um die Mehrkampf-Krone. «Ohne überheblich klingen zu wollen:Wenn alles perfekt und ohne Fehler läuft, sehe ich außer uns beidenniemand, der locker 92 Punkte turnen kann», meinte Hambüchen.
Auch mit dem Pauschenpferd hatte er diesmal Probleme. «Ich habealles nur mit Kraft gemacht, da waren die Arme am Ende platt», sagteer. Danach sei er ziemlich sauer geworden: «Ich habe mir gesagt,entweder fährst Du jetzt nach Hause oder Du gibst Vollgas. Und dashat ja dann noch ganz gut geklappt.» Wolfgang Hambüchen wollte «dieBedingungen in Deutschland, die nichts mit internationalenBedingungen zu tun haben» aber nicht auf sich beruhen lassen. «Ichhabe die russischen Meisterschaften angeschaut. In der Halle passtenkeine 300 Zuschauer, aber es war ein Podium mit Geräten aufgebaut,die in London bei der WM zum Einsatz kommen. Da federn die Gerätekomplett anders», erzählte er und forderte ein Umdenken beim Verband:«Man muss eben etwas investieren, sonst kann man bestimmte Leistungenkünftig nicht erwarten.»
Auch unabhängig von dieser heftigen Kritik ließ die einzige WM-Qualifikation der deutschen Turner in Achern fast alle Fragen offen.Die Cottbuser WM-Kandidaten Philipp Boy (Schweinegrippe) und RobertJuckel (Quarantäne wegen Boy-Erkrankung) fehlten, der UnterhachingerMarcel Nguyen (71,100) musste wegen einer Schulterverletzung dieRinge-Übung auslassen. Nguyen dürfte dennoch als einziger Kandidatneben Hambüchen für die zweite Station der Champions Trophy am 19.September infrage kommen.«Wir müssen daher jetzt das Ziel in denVordergrund rücken, nicht das Prozedere. Das Ziel ist, mit derstärksten Mannschaft zur WM nach London zu fahren und möglichst alleStartplätze auszufüllen, damit möglichst viele Turner internationaleErfahrungen sammeln können», sagte Cheftrainer Andreas Hirsch, dernun zunächst auf die Einschätzung der Ärzte warten will, bevor erseine Mannschaft weiter zusammenstellt.