Turn-WM Turn-WM: Feuerwerk durch Chinas Turner

Anaheim/Kalifornien/dpa. - Chinas Geräte-Artisten haben zum Abschluss der 37. Weltmeisterschaften im Goldstaat Kalifornien noch einmal ein Feuerwerk der Turnkunst abgebrannt. Mit fünf Mal Gold, zwei Mal Silber und einmal Bronze setzten sich die Turner aus dem Reich der Mitte vor Gastgeber USA (5/2/0) an die Spitze der Medaillenwertung. Zum Turn-König krönte sich wurde Li Xiao-Peng, zu deutsch «kleiner Vogel Rock». Der 22-Jährige Mannschafts-Weltmeister wiederholte in Anaheim seine Vorjahreserfolge beim Sprung und am Barren und feierte insgesamt seine WM-Titel fünf bis sieben. Gold für China holten außerdem Teng Haibin («der von der Küste») am Seitpferd und Fan Ye («die Glänzende») am Balken.
Sportlich zwar nur zweitplatziert, waren die Amerikaner im Arrowhead Pond, wo sonst vor 17 000 Zuschauern die Eishockey-Cracks der Anaheim Mighty Ducks dem Puck hinterherjagen, dennoch Gewinner. Schließlich siegte Paul Hamm nach dem ersten WM-Coup im Mehrkampf auch noch am Boden, erkämpfte die Frauen-Riege ihren ersten WM-Titel und wurden mit Hollie Vise und Chellsie Memmel gleich zwei Barren- Champions gefeiert. Auch in punkto Zuschauer-Interesse verzeichneten die Organisatoren einen Riesenerfolg, kamen doch zu den 15 Veranstaltungen 85 872 Fans, die jeweils zwischen 189 und 549 Dollar Eintritt zahlten.
Anaheim hat der jungen Generation ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Athen noch nicht zum Durchbruch verholfen. Die Oldies waren noch einmal die «Goldies». Allen voran der Bulgare Jordan Jowtschew mit seinen 30 Jahren als Champion am Boden und an den Ringen sowie die 28-jährige Oxana Tschusowitina (Usbekistan), die dem Olympiastützpunkt Köln mit ihrem Sieg beim Sprung eine enorme Aufwertung verschaffte. Dritte im Bunde der Turn-Senioren war Swetlana Chorkina (Russland/24), die den Vierkampf für sich entschied. «Eine Chorkina bezwingt man nicht so leicht», drohte die Hobby-Schauspielerin aus Moskau der Konkurrenz für ihren letzten Auftritt in Athen 2004 an.
Den meisten Beifall der 8221 Fans heimste am Sonntag allerdings Daiane Dos Santos ein, die Brasilien am Boden mit einer mitreißenden und hochkarätigen Kür die erste Goldmedaille verschaffte und dafür vom Auditorium mit Ovationen bedacht wurde.
Die Bilanz der deutschen Turner fiel beim Abschied aus Kalifornien zwiespältig aus. Während sich die Männer-Mannschaft als Zwölfte für die Olympischen Spiele qualifizierte, waren die Frauen in der Ausscheidung für Athen gescheitert. «Wir sind dichter an die Weltspitze herangerückt, das sollte Mut für zukünftige Taten machen», bilanzierte Sportdirektor Wolfgang Willam.
