Türkei Türkei: Achterbahnfahrt der Qualifikationsgefühle
Istanbul/Düsseldorf/dpa. - Von den Medien verteufelt, von denFans verflucht - doch am Ende durfte der türkische Fußball-Nationaltrainer Fatih Terim nach einer Achterbahnfahrt der Gefühlemit den Massen jubeln. Nachdem Nihat Kahveci am Mittwochabend dieTürkei mit seinem Siegtor (43.) zum 1:0 gegen Bosnien-Herzegowina unddamit zur Europameisterschaft 2008 geschossen hatte, versank dieganze Nation in Jubel. «Wir haben gezeigt, was wir können», sagte derTorschütze und bediente damit die Sehnsüchte seines Volkes.
«Unsere Augen und Herzen richten sich nun auf das Finale in Wien»,tönte die Zeitung «Sabah» bereits. Das Blatt erkor die Türkei wegender vielen in Westeuropa lebenden Landsleute zum «dritten Gastgeber»neben Österreich und der Schweiz. Die Boulevard-Zeitung «Hürriyet»meinte, die Auswahl könne den Erfolg von 2002 wiederholen, als dieTürkei bei der WM überraschend Dritter wurde.
Alle Demütigungen, Peinlichkeiten und Anfeindungen gegenüber Terimsind auf einen Schlag vergessen. Ständige Leistungsschwankungen undein großes Handicap machten dem Coach zu schaffen. Wegen der Tumultenach der verpassten WM 2006 in den Playoff-Spielen gegen die Schweizmussten die Türken 3 Heimspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeitund mindestens 500 Kilometer fernab der Heimat austragen.
Die EM-Qualifikation war nicht zuletzt daher ein ständiges Auf undAb: Nach vier Siegen in Serie zum Auftakt und dem 4:1 beim ErzrivalenGriechenland als Höhepunkt wurden Terim und seine Schützlinge bereitsüberschwänglich gefeiert. Dies änderte sich nach drei folgendensieglosen Partien und dem peinlichen 2:2 gegen Malta. Als die Türkenvor einem Monat daheim 0:1 im heiklen Nachbarschafts-Duell gegen OttoRehhagels Griechen verloren, stand der Coach kurz vor der Entlassung.
Grundstein für das nun gefeierte Happy End war das wichtige 2:1 amSamstag beim Rivalen Norwegen. «Wenn wir das Spiel verloren hätten,hätte die Gesellschaft uns ausgegrenzt», bekannte Terim freimütig.Der 54-Jährige hatte die Türkei bereits 1996 erstmals zu einer EM-Endrunde und damals zum ersten großen Turnier seit 42 Jahren geführt.