Tschechien Tschechien: Auf den Spuren einer Heiligen

Cesky Dub/dpa. - Durch Zufall war die romanische Kapelle im Jahr 1991 hinter derfeuchten Wand einer Wohnung entdeckt worden. Archäologische Grabungenhaben seitdem Überraschendes zu Tage gebracht. Dazu zählen dieÜberreste von 75 Johannitern in der Krypta der Kapelle sowie ein 80Meter langer Fluchtgang, der zu den am besten erhaltenen in der anBurgen und Klöstern reichen Tschechischen Republik zählt. Deraußergewöhnlichste Fund ist aber ein prähistorisches Werkzeug ausJaspis, 15 Zentimeter groß und für Linkshänder angefertigt. «Davongibt es nur drei in Tschechien», sagt Edel.
Im Sommer 2003 gab es dann einen sensationellen Fund: In einemGrab neben der Kapelle wurde das Skelett eines Johannitersfreigelegt. Er hatte ein Bronzekreuz auf der Brust, dessen vordereSeite acht Edelsteine zieren. Die Rückseite zeigt Christus mit einerKönigskrone. «Das ist eigentlich nicht üblich bei den Johannitern»,erläutert der Historiker. Das Kreuz wird nun in Prag restauriert.
Die Funde auf dem Klostergelände bestätigen die einstige Bedeutungdes Standortes. Aus der mährischen Adelsfamilie der Herren vonKrihanau stammend, heiratete Zdislava 1236 den nordböhmischen AdligenGallus von Lämberg. Gemeinsam mit ihrem Mann gründete sie 1240 dasJohanniter-Kloster in Böhmisch Aicha zum Schutz des altenHandelsweges zwischen Zittau und Prag. Kurz darauf folgte dasDominikanerkloster in Deutsch Gabel, dem heutigen Jablonné. Dort istdie Heilige auch bestattet worden. Jablonné, etwa 30 Kilomternördlich von Cesky Dub, ist bis heute ein beliebter Wallfahrtsort.
Mit dem Umbau von Kloster und Spital in einen Adelssitz im Jahr1439 begann in Böhmisch Aicha eine wechselvolle Geschichte. Ein Brandim 17. Jahrhundert vernichtete große Teile der Stadt, darunter dasSpital. Das ehemalige Kloster nutzte eine Zeit lang eine Brauerei alsLager, später entstand dort ein Wohnhaus. Die Bewohner ahnten nicht,was sich hinter ihren Zimmerwänden und unter den Kellern verbarg.
Cesky Dub ist von internationalem Tourismusrummel unberührt. DieBesucher sind vor allem Einheimische und historisch Interessierte ausOstsachsen. Im Podjestedske Muzeum können sie auch einiges überPersönlichkeiten aus der Geschichte Böhmens lernen, zum Beispiel überKarolina Svetla, eine beliebte Schriftstellerin des 19. Jahrhunderts.Mehrere alte Gebäude in der Stadt erstrahlen heute in neuem Glanz,doch das Johanniter-Kloster entwickelt sich zur Hauptattraktion.
Informationen: Das Johanniter-Kloster ist mittwochs bis sonntagsvon 9.00 bis 12.00 sowie von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Die letzteFührung beginnt um 15.30 Uhr. Internet: www.muzeumceskydub.cz.
