Tourismus Tourismus: Kaum Unterschiede zwischen Internet und Reisebüro

Potsdam/Kiel/dpa. - Der Sommer ist da, die Urlaubsflieger stehen bereit. Wohin die Reise gehen soll, wird in diesem Jahr aber von vielen Deutschen kurzfristig entschieden: Umfragen zufolge wollen diesmal zwölf Millionen Bundesbürger ein Last-Minute-Angebot buchen. Die Reiseveranstalter erwarten mehr Buchungen in diesem Segment denn je. Für den Verbraucher stellt sich jedoch die Frage: Kann ich die günstigen Angebote zu Hause im Internet buchen oder bekomme ich die richtig guten Schnäppchen nur persönlich im Reisebüro?
«Das macht kaum einen Unterschied», heißt es bei L'Tur, Europas größtem Last-Minute-Anbieter mit Sitz in Baden-Baden. «Mit Ausnahme von beratungsintensiven Reisen wie Rundfahrten können Sie alle Angebote auch im Internet buchen», so L'Tur-Sprecherin Tanja Huber. Der zum Thomas-Cook-Konzern in Oberursel (Hessen) gehörende Last-Minute-Spezialist Bucher Reisen stellt ebenfalls alle Angebote ins Internet: «Die Reisebüros und der Internetnutzer greifen auf den selben Angebotspool zu», so Sprecher Asger Schubert.
Einer Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (F.U.R) in Kiel zufolge gewinnt das Internet bei der Reiseplanung immer mehr an Bedeutung: Jeder Dritte hat demnach schon online Informationen für eine Reise gesucht. Im Vergleich zum Jahr 2000 bedeutete das eine Steigerung von 165 Prozent.
Einen Urlaub komplett im Internet gebucht haben bisher jedoch nur neun Prozent. Als Ursachen für dieses noch zögerliche Verhalten nennen die Autoren der Studie die «noch vergleichsweise begrenzten Möglichkeiten», im Internet verschiedene Urlaubsleistungen in einer Kombination zu buchen sowie «recht komplizierte Buchungsabläufe».
Hier jedoch widersprechen die Reiseanbieter: Auf der Bucher-Homepage erkläre sich alles von selbst, «die Online-Buchung ist völlig unkompliziert», sagt Firmensprecher Schubert. Auch das Argument, im Internet fehle es an unterschiedlichen Urlaubsleistungen, versuchen die Veranstalter zu widerlegen: «Auf unserer Webseite kann man sich die Reisen auch nach dem Bausteinprinzip zusammenstellen. Man spricht da heute auch von der pauschalisierten Individualreise», sagt L'Tur-Sprecherin Tanja Huber. Der Internetnutzer kann zum Beispiel nur einen Flug buchen - oder nur den Aufenthalt am Urlaubsort bei selbst organisierter Anreise.
Befürchtungen, Online-Buchungen seien unsicher, kann Sabine Fischer von der Verbraucherzentrale Brandenburg in Potsdam zumindest teilweise entkräften: «Bei großen oder bekannten Veranstaltern sehe ich da keine Probleme. Da sind uns noch keine negativen Geschichten übermittelt worden.» Vorsicht sei dagegen bei «No-Name»-Anbietern oder Veranstaltern mit Sitz im Ausland geboten: «Wenn solch ein Veranstalter zum Beispiel nicht mehr solvent ist oder wenn es Probleme gibt, dann wird das schon allein rechtlich schwierig.»
Achten sollten Online-Bucher immer darauf, dass ein so genannter Sicherungsschein ausgedruckt werden kann. Darin muss eine Bank oder Versicherung garantieren, bei einem Konkurs des Reiseunternehmers dem Kunden das schon gezahlte Geld zu erstatten und eventuelle Kosten für Übernachtung und Rückflug zu übernehmen.
Die Verbraucherschützer empfehlen generell eine Reiserecherche im Internet, die endgültige Buchung aber im Reisebüro: «Da kann man dann eventuell noch einmal preislich was rausholen», so Sabine Fischer. «Allgemein gilt: Finger weg von Angeboten, wo ein Veranstalter nicht mit kompletter Adresse auftaucht, sondern zum Beispiel nur mit Postfach. Denn das könnte dann auch eine Briefkastenfirma sein.»
Für den Fall, dass es im Urlaub Anlass für Reklamationen geben sollte, sollten im Internet gebuchte Angebote außerdem auf jeden Fall heruntergeladen und gespeichert oder aber ausgedruckt werden: «Sie brauchen zum Beispiel Fotos und Beschreibungen des Hotels. Im Internet wird ständig aktualisiert. Wenn Sie dann später Mängel im Urlaub zu beklagen haben, müssen Sie Belege in der Hand haben.»
Der eigentliche Buchungsvorgang im Web läuft über verschiedene Wege, zum Beispiel per Kreditkartenzahlung. Wer seine Visa- oder Mastercard-Nummer lieber nicht in den Cyberspace schicken will, kann in der Regel alternativ über Bankeinzugverfahren bezahlen. Manche Reiseveranstalter bieten zusätzlich die Möglichkeit einer Testbuchung an, ohne dass es zu einem verbindlichen Reisevertrag kommt.
Wenn noch mehrere Tage bis zum Urlaubsantritt vergehen, gibt es auch noch die Option Rechnung. Die bekommt der Kunde dann per Post zugeschickt, und die Reise kann per Überweisung bezahlt werden. Und für solch ein Vorgehen ist in der Regel auch bei Last-Minute-Reisen ausreichend Zeit, denn die «letzte Minute» beginnt für die Veranstalter schon jeweils 14 Tage vor dem Abflug- oder Abfahrtstag.