Tourismus Tourismus: Das andere Südafrika
Kapstadt/dpa. - «Schenken Sie den einzelnen Menschen kein Geld. Das erzeugt Neidim Viertel», hat Touristenführer Fizal kurz zuvor im Kleinbus gesagt.Kurzbegegnungen mit den Bewohnern des Viertels ergeben sich, als eineGruppe von Schwarzen die Tür ihres ärmlichen Ein-Zimmer-Quartiers ineinem historischen «Arbeiterwohnblock» zur Besichtigung öffnet, oderin einer der früher illegalen Kneipen.
Langa - der Name bedeutet Sonne - ist ein beliebtes Ziel derwachsenden Zahl von Township-Touren im Kleinbus von Kapstadt aus. DieSchwarzen-Siedlung, rund 15 Kilometer von der Shopping-Mall«Waterfront» und den Edelhotels entfernt, wurde Anfang des 20.Jahrhunderts von den weißen Machthabern angelegt, um Arbeitskräfte zu«kasernieren». Rund 200 000 schwarze Männer, Frauen und Kinder lebenheute dort. Einige wohnen in kleinen Steinhäusern mit Gärtchen,andere in den elenden Mehrbettzimmern der Arbeiter-Wohnblöcke undwieder andere am Rande vom Langa in selbst gebauten Slum-Behausungen.
Die Bessergestellten haben ihre Autos im Mini-Vorgarten geparkt,während die Ärmsten nicht einmal Toiletten und Strom haben. Wer alsUrlauber auf dem Flugplatz von Kapstadt ankommt und Richtung Zentrumund Tafelberg fährt, kann Langa und die anderen Townships wie Nyangaoder Guguleto nicht übersehen: In dieser Ebene reichen die riesigenElendsquartiere bis direkt an die Asphaltpisten heran.
In den Townships rund um eine der schönsten Städte der Welt lebenschätzungsweise zwei Millionen Menschen. An der EntwicklungSüdafrikas wurden sie lange nur als Wein- und Obstpflücker,Straßenbauer, Dienstpersonal und Minenarbeiter beteiligt. Und niemandkonnte sich vorstellen, ihren Lebensraum als touristisches Ziel zusehen. Doch viele Südafrikareisende wollen zumindest in Ansätzenverstehen, was abseits der touristischen Höhepunkte passiert.
«Die Township-Touren haben nach der ersten demokratischen Wahl1994 zugenommen, und verstärkt in den letzten zwei bis drei Jahren»,so ein Sprecher des South-African-Tourism-Büros in Frankfurt. Ineinigen Townships gebe es sogar schon Bed-and-Breakfast-Unterkünfte.
Auch Fizal erzählt, dass in Langa neuerdings manchmal Weißewohnen. Eine europäische Studentengruppe soll sich sogar für längereZeit eingemietet haben. Dennoch: «Nicht alle Townships sind so sicherwie Langa. Hierher kann man auch ohne Führer im eigenen Auto kommen»,versichert Fizal. Schließlich ist Südafrika ein Staat mitinsgesamt extrem hoher Kriminalitätsrate.
Doch nicht nur für das eigene Sicherheitsgefühl ist der Führerwichtig, sondern auch um Dinge zu erfahren, die einem Fremden sonstverborgen bleiben. So ist die Polizeistation umgeben von leerenHäusern mit eingeworfenen Fenstern. «In diesen Gebäuden wurdegefoltert - deshalb sind sie verhasst», erzählt Fizal.
Victor Mguqulwa, Direktor des «Eziko Cooking & Catering Centre»,glaubt ganz fest daran, dass die in seinem Schulungsrestaurantausgebildeten jungen Menschen eine positive Entwicklung vor sichhaben. In dem Klein-Betrieb lernen Bewohner aus Blechhütten seit1996, wie ein Restaurant-Tisch ansprechend gedeckt wird - ein ersterSchritt zum Job in der boomenden Tourismus-Branche.