Tourismus Tourismus: Buchen für alle

München/Berlin/dpa. - Vom Urlaub träumt man zu den unmöglichsten Zeiten: Sonntagnachmittags in der Badewanne, morgens um zehn im Büro oder auch mal mitten in der Nacht.
Früher gab es zu diesen Zeiten keine Chance, den Shopping-Trip nach London, das Kuschelwochenende in einem Wellness-Hotel oder die Mallorca-Reise mit Mann und Maus zu planen oder gar zu buchen. «Inzwischen gibt es eine nahezu unüberschaubare Zahl von Reisebüros im Internet, bei denen man zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Reise kaufen kann», sagt Falk Murkow, der für die Stiftung Warentest in Berlin die Reiseportale und Urlaubsseiten im Netz unter die Lupe genommen hat.
Das Angebot ist riesig. Auf Seiten wie «ryanair.de», «hlx.de», «eurowings.de» oder «flydba.de» werden ausschließlich mehr oder weniger billige Flüge zu unterschiedlichen Destinationen angeboten. Die Deutsche Bahn hat ihr eigenes Reiseportal «bahn.de» inklusive Fahrplanauskunft und bietet die Möglichkeit, vom Computer aus Fahrkarten zu kaufen. Auch die Autovermieter sind allesamt online, genauso wie zahlreiche Hotels, Jugendherbergen und andere Unterkünfte rund um den Globus.
Interessant als Reiseplaner ist das Internet hauptsächlich wegen der Vergleichsmöglichkeiten - sowohl der Angebote als auch der Preise. Zudem hält der Wettbewerb unter den Anbietern ungeahnte Schmankerl bereit, die eine Reise günstiger machen können als gedacht. «Wir handeln mit den Veranstaltern Internet-Specials aus - da wird das ganze Kontingent einer Reise gekauft, das wir ausschließlich auf unseren Seiten anbieten», erklärt Claudia Ressel von «expedia.de» mit Deutschlandsitz in München.
Mit dem so genannten Click&Mix-Angebot ist «expedia.de» selbst zum Veranstalter geworden. «Die individuell kombinierbaren Reisepakete verknüpfen Flüge mit Hotelübernachtungen und Leihwagen zu einem Paket mit nur einem Preis, der bis zu 30 Prozent günstiger sein kann als die Summe der Einzelkomponenten», erläutert Ressel. Damit könne sich jeder eine Pauschalreise nach eigenen Bedürfnissen bauen. Aber nicht nur die Reise selbst kann in dem Portal gebucht werden. «Ein umfangreicher Informationsteil liefert Reportagen, Reiseführer, Nachrichten, Routenplaner, Währungsrechner, Panoramabilder sowie Land- und Straßenkarten.»
Auch «opodo.de», eine Seite, die von neun europäischen Fluggesellschaften als Flugportal gegründet wurde, hat sich längst zum vollwertigen Reiseportal entwickelt. «Als Online-Reisebüro ermöglichen wir den Zugriff auf Angebote von mehr als 400 Fluggesellschaften, 34 000 Hotels und Mietwagen an mehr als 7000 Standorten», sagt Manager Rudolf Hengefeld in München. Aber nicht nur die Einzelsegmente der Reisen sind gefragt, auch wenn sie noch immer den größten Anteil am Ferienmarkt im Netz haben. Die Datenbanken halten für jede Urlaubs-Eventualität einen Vorschlag bereit: «Wer Komplettangebote bevorzugt, kann aus rund 180 Millionen Pauschalangeboten und Last-Minute-Reisen auswählen.»
Warentester Falk Murkow gibt allerdings zu bedenken, dass zahlreiche Anbieter auf den gleichen Pool zugreifen. «Aber alle haben verschiedene Zugänge», sagt er. Somit könne es zu Unterschieden bei Preisen oder Angeboten kommen. «Man sollte immer auf mehrere Seiten schauen, um sich ein umfassendes Bild zu machen», sagt Murkow. Interessant seien auch Vergleichsseiten wie «buchungsmaschine.de», «billiger-reisen.de», «etouristic.de», «traveljungle.de» oder «pauschalreise-preisvergleich.de».
Gute oder schlechte Seiten seien schwer zu benennen, denn «jeder erwartet etwas anderes von Online-Reiseseiten», sagt Murkow. «Grundsätzlich sollte man aber - wie bei jedem Internetgeschäft - auf die Seriosität des Anbieters achten.» Ein Anhaltspunkt seien Gütesiegel, die auch in der Internet-Reisebranche Einzug halten.
Auch wenn die Buchung ohne Zwischenhändler erfolgt, können sich Reisende mit Problemen an die Veranstalter wenden - und landen in einem Call-Center. Ein Service, den die Warentester befürworten, der Deutsche Reisebüro und Reiseveranstalter Verband (DRV) in Berlin aber bemängelt: «Man hat nicht den einen Fachberater vor Ort, an den man sich wenden kann, sondern muss schlimmstenfalls sein Anliegen wieder und wieder vortragen», sagt Sprecherin Sibylle Zeuch.
Die Reisebüros leiden nach ihrem Eindruck nicht besonders stark unter dem individuellen Buchen im Netz, da Pauschalreisen keine große Rolle spielen - auch wenn die führenden Anbieter ebenso wie zahlreiche Reisebüros online sind. «Nur zwei Prozent der gesamten Pauschalreisen werden über das Internet gebucht», sagt Zeuch. Kunden, die eine solche Reise planen, gingen eher in ein Reisebüro in der Nähe und ließen sich beraten.
Aber auch da geht kaum noch etwas ohne Internet: 70 Prozent der Reisebüros haben nach DRV-Erhebungen eine eigene Homepage, rund die Hälfte verfügt über eine Online-Buchungsfunktion. Viele Interessierte wenden sich zudem per E-Mail an das Reisebüro ihres Vertrauens, um sich vorab ein Informationspaket schnüren zu lassen. Völlig unvorbereitet geht laut Zeuch kaum jemand ins Reisebüro: «Viele haben sich im Internet einen ersten Überblick verschafft.»