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Tourismus Tourismus: Assuan und Abu Simbel

03.12.2002, 09:37
Nilufer in Assuan. (Foto:dpa)
Nilufer in Assuan. (Foto:dpa) Ägyptisches Fremdenverkehrsamt

Assuan/dpa. - Viele dutzend Kilometer lang gibt es entlang des Ufers nichts zu sehen als höchstens einen schmalen Streifen Grün, - und dahinter die Wüste. Dann plötzlich taucht in der flirrenden Hitze die Silhouette der südlichsten Großstadt Ägyptens auf: Die Minarette und Mietshäuser Assuans ragen in den Himmel. Schulkinder spazieren in kleinen Gruppen über den Bürgersteig, Frauen sind auf dem Weg zum Markt. Und auf der breiten Straße, die dem Flussufer folgt, ist überraschend viel Verkehr.

«Hier leben heute 327 000 Menschen», erklärt Amr Wefky, ein ägyptischer Kunsthistoriker, der als Reiseführer arbeitet. «Viele davon sind Nubier, die sich von den Menschen im Norden Ägyptens schon auf den ersten Blick durch ihre dunklere Hautfarbe unterscheiden.» Tausende von ihnen mussten ihre Dörfer verlassen und sind in die Großstadt gekommen, als in den sechziger Jahren der neue Assuan-Staudamm gebaut wurde.

Verglichen mit dem fast 1000 Kilometer entfernten Kairo gilt die Stadt als beschaulich. Die Corniche genannte Uferstraße lädt zum Bummel entlang des Nils geradezu ein, und der Basar Assuans ist bunt und voller Überraschungen.

Hinzu kommt, dass in Ägyptens Süden Regen so gut wie unbekannt ist. Kein Wunder also, dass Assuan zu den ersten Entdeckungen europäischer Touristen im Land der Pharaonen gehörte: Schon Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Fernreisenden aus dem kalten Europa, um hier im milden Klima den Winter zu verbringen.

Zu den berühmtesten gehörte die britische Krimi-Autorin Agatha Christie, die ihren Detektiv Hercule Poirot seine grauen Zellen in «Tod auf dem Nil» auch in Ägypten auf bewährte Weise arbeiten ließ: Den 1937 erschienen Roman hat sie in Assuan verfasst. Gewohnt hat sie damals im «Old Cataract Hotel». Das Haus mit seinen rund 130 Zimmern gehört noch immer zu den allerersten Adressen.

Nicht zahlende Besucher sind nicht unbedingt gern gesehen: «Eintritt nur für Hotelgäste» steht zur vorsorglichen Abschreckung an einem Messingschild in Englisch, Französisch und Arabisch neben dem Eingang. Und wohl um deutlich zu machen, dass man insbesondere Touristen ohne Stilempfinden fürchtet, auch noch der Hinweis: «No casual wear» - Shortsträger mit Badelatschen passen hier nicht hin.

Der Ausblick von der Hotelterrasse gilt als spektakulär: Direkt unterhalb des Hotels fließt der Nil. Zwischen den Palmen sind die hellen Segel der Feluken zu erkennen, jener typischen Boote, die gewissermaßen als über das Wasser gleitende Fotomotive auf dem Fluss kreuzen.

Per Boot, wenn auch nicht unter Segeln, geht es auch zur Insel Agilkia im Süden Assuans, wo eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Region zu finden ist: der Philae-Tempel. Im Heck drängen sich die Passagiere auf schmalen Bänken. Am Ufer tauchen Felsmassen auf - und dann die Tempelanlage, in der einst vor allem die Göttin Isis verehrt wurde.

Seit 1902 der alte Assuan-Staudamm fertig geworden war, konnte der Tempel nur noch an drei Monaten im Jahr besichtigt werden - ansonsten stand er unter Wasser. Der neue Hochdamm hätte ihn eigentlich endgültig versinken lassen. Die usprünglich 180 nach Christus beendeten Bauten wurden jedoch 1979 in gut 44 000 Teile zerlegt und so versetzt, dass das Wasser ihnen nichts mehr anhaben kann.

Noch aufwendiger war das Versetzen des Abu-Simbel-Tempels: Die berühmte Anlage in der Wüste westlich des heutigen Stausees, nicht mehr weit von der Grenze zum Sudan, kann von Assuan aus per Bus oder Flugzeug erreicht werden. Schon aus der Maschine sind die riesigen, 20 Meter hohen Figuren zu sehen, die der Pharao Ramses II. im 13. Jahrhundert vor Christus aus dem Fels meißeln ließ.

Auch sie waren, wie der Tempel insgesamt, durch den Bau des Hochdamms bedroht. Die Weltkulturorganisation UNESCO beschloss jedoch eine einzigartige Rettungsaktion. «Insgesamt 54 Länder haben sich daran beteiligt», erzählt Mohamed Ali, Reiseführer und studierter Ägyptologe. «Der Tempel wurde tonnenschwere Blöcke zersägt und dann 180 Meter entfernt und knapp 65 Meter höher gelegen wieder aufgebaut.»

Draußen ist es brütend heiß, im Tempel deutlich angenehmer und eher dunkel. Die hohen Wände sind bedeckt mit großflächigen Hiroglyphen und dekoriert mit Szenen, die Ramses als Kriegsherr zeigen. Nicht nur Europäer kommen hier ins Staunen: «Ich bin auch als Kind manchmal hierher gekommen», sagt Mohamed Ali, «Abu Simbel hat mich schon damals fasziniert.»

Süd-Ägypten. (Grafik:dpa)
Süd-Ägypten. (Grafik:dpa)
Sven-E. Hauschildt