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Tour-de-France Tour-de-France: Lance Armstrong ist Jan Ullrichs Schicksal

Von Andreas Zellmer 24.07.2005, 15:18

Paris/dpa. - Der T-Mobile-Kapitän Ullrich musste sich von der Hoffnungverabschieden, die er am 22. Juli 1997 geweckt hatte. Der ersteToursieg eines deutschen Radprofis ließ die Prognosen für den damals23-jährigen Rostocker in ungeahnte Höhen schießen. Nicht nur EddyMerckx traute Ullrich eine Siegesserie zu. Aber dann trat Armstrongauf den Plan, der vorher den Kampf gegen den Krebs und den um seinLeben gewonnen hatte. Dagegen wurde die Auseinandersetzung mit dersportlichen Konkurrenz zur Kleinigkeit.

Das Jahrhunderttalent Ullrich kam unter die Räder der Siegmaschineaus Austin/Texas. Trotzdem sucht auch seine Bilanz - drei MalZweiter, ein Mal Vierter, in diesem Jahr Dritter - seinesgleichen.Nur ein Mal hätte Ullrich seinen ewigen Widersacher kippen können:2003. «Da hatte ich Angst», gestand der Perfektionist Armstrong, dersich in der Vorbereitung Nachlässigkeiten gestattete. In Paristrennten die beiden lächerliche 61 Sekunden.

So flüssig wie bei Ullrichs Triumphfahrt 1997 lief es für denWahlschweizer bei der Tour nie mehr. Persönliche Versäumnisse,gesundheitliche Rückschläge und Sturzpech boten immer die Erklärung,warum der Olympiasieger von Sydney gegen Armstrong in Frankreich nieeine Chance hatte. 2001 ließ er sich in L'Alpe d'Huez bluffen, 2003schwächte ihn eine Medikamenten-Vergiftung, 2004 eine schwereErkältung. Vor der diesjährigen Tour stürzte Ullrich mit dem Kopf inden vor ihm fahrenden Begleitwagen, danach wurde er in den Vogesenbei einer Abfahrt aus der Kurve getragen und erlitt Rippenprellungen.

Sein letztes Gelbes Trikot ließ sich Ullrich 1998 von deminzwischen verstorbenen Marco Pantani ausziehen. Von Armstrong hätteer es sieben Jahre später gerne zurückgeholt. Aber Ullrich träumtweiter, er ist ein Kämpfer. Der nächste Anlauf, wahrscheinlich derletzte, ist programmiert. «Ein Toursieg ohne Armstrong ist wenigerwert» und «Ein Toursieg hat immer seinen Wert - zehn Jahre danachfragt keiner mehr, wer Zweiter war.» Beide Sätze stammen von Ullrich,der noch «so lange fahren will, bis ich die Tour noch einmalgewinne».