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Tour de France Tour de France: Lance Armstrong feiert seinen siebten Sieg

Von Andreas Zellmer und Heinz Büse 24.07.2005, 14:55
Der Gewinner der Tour de France 2005, Lance Armstrong (m) vom Team Discovery Channel, der Zweitplatzierte, der Italiener Ivan Basso (l) vom Team CSC und der Drittplatzierte, Jan Ullrich (r) vom Team T-Mobile, stehen auf dem Siegerpodest in Paris. (Foto: dpa)
Der Gewinner der Tour de France 2005, Lance Armstrong (m) vom Team Discovery Channel, der Zweitplatzierte, der Italiener Ivan Basso (l) vom Team CSC und der Drittplatzierte, Jan Ullrich (r) vom Team T-Mobile, stehen auf dem Siegerpodest in Paris. (Foto: dpa) EPA

Paris/dpa. - Spätes Happyend für Jan Ullrich, perfekter Abschiedfür den Jahrhundert-Sportler Lance Armstrong und ein überraschenderPrestige-Erfolg von Alexander Winokurow zum Abschluss: Über eineViertelmillion Zuschauer erwiesen dem siebenfachen RekordsiegerArmstrong, der sich am Samstag vor Ullrich seinen einzigenEtappensieg gesichert hatte, zum Tour-Finale die Ehre. Der T-Mobile-Kapitän freute sich nach dem Défilée auf dem regennassenPrachtboulevard Champs Elysées über seinen dritten Platz imGesamtklassement 6:12 Minuten hinter Armstrong. Dessen neueBestleistung könnte Anspruch auf Ewigkeit haben.

Wegen der Sturzgefahr waren am Sonntag die letzten sieben Rundender Strecke im Herzen von Paris neutralisiert, und die Gesamtwertungstand schon 52 Kilometer vor der eigentlichen Zieldurchfahrt fest.Vor Paris waren bereits drei Armstrong-Helfer zu Fall gekommen, undihr Chef konnte nur mit Mühe einen Sturz verhindern. Die 21. undletzte Etappe der 92. Tour de France gewann überraschend AlexanderWinokurow, der seinen zweiten Tagessieg in diesem Jahr feierte. Erhatte sich kurz vor dem Ziel abgesetzt. Der Norweger Thor Hushovdsicherte sich das Grüne Trikot des Punktbesten, ohne einenEtappensieg zu landen.

Ivan Basso aus Italien (4:40 zurück) wurde auf Platz zwei imGesamtklassement zum Kronprinzen des Texaners und scheint damiterster Anwärter auf die Armstrong-Nachfolge 2006. «Ivan ist derFavorit der kommenden Jahre», sagte der 33-jährige FrührentnerArmstrong, der am Sonntag wie angekündigt seine einzigartige Karrierebeendete. «Eine Ära geht zu Ende», sagte Tour-Direktor Jean-MarieLeblanc zum Armstrong-Abschied, den viele wegen der drückendenDominanz herbeisehnten.

Jan Ullrich scheiterte zwar auch im fünften Versuch, Armstrong vomThron zu stoßen, strahlte aber über das ganze Gesicht. «Nach meinenzwei Stürzen bin ich mit dem dritten Platz sehr zufrieden. Ich habealles gegeben», sagte Ullrich, der den Rekordsieger beim Zeitfahrenam Samstag über 55,5 Kilometer in St. Etienne mit 23 Sekunden sehrnah auf den Pelz der Tageswertung gerückt war. Mit seiner starkenLeistung im Kampf gegen die Uhr sicherte Ullrich nach Rang vier imVorjahr diesmal wenigstens das Podium. Dort kam es bei derSiegerehrung zu einer herzlichen Umarmung mit Armstrong, der zuvorseine Kinder mit aufs Podest geholt hatte. «Er ist der Größte imSport», sagte Ullrich.

Er verdrängte den Dänen Mickael Rasmussen, der am Samstag eineunglaubliche Pechsträhne hatte. Der Gewinner des Bergtrikots stürztezwei Mal und erlitt drei Defekte. Im Ziel des anspruchsvollenParcours, den Armstrong mit einem Stundenmittel von 46,4 zurücklegte,war Rasmussen von Rang drei auf Platz sieben im Gesamtklassementzurückgefallen und hatte von Ullrich 7:24 Minuten kassiert. In St.Etienne hatte Ullrich, wie die «L'Équipe» schrieb, «sein Gesichtgewahrt».

Für die Zukunft gab ihm der scheidende Armstrong, der sich auf derletzten Etappe von Corbeil-Essones nach Paris mit Handschlag vonallen sportlichen Leitern in den Team-Fahrzeugen verabschiedete undwährend der Fahrt auch ein Gläschen Champagner nicht ausschlug, einenTipp: «Ein bisschen weniger Gewicht und ein wenig mehr Form - dannkönnte Jan noch mehr als einmal die Tour gewinnen.» Ullrich danktefür den Ratschlag mit säuerlichem Lächeln und kündigte an: «Ich fahrenoch so lange die Tour, bis ich sie noch einmal gewonnen habe.» Erhat noch ein Jahr Vertrag bei T-Mobile.

Von den 16 deutschen Tourstartern erreichten bis auf dengestürzten Andreas Klöden und den ausgeschiedenen Jens Voigt, derzuvor für eine Etappe ins Gelbe Trikot geschlüpft war, alle das Ziel.Beide deutschen Teams konnten mit ihrem Auftritt zufrieden sein - T-Mobile, gemessen an den hohen Ansprüchen, allerdings nur bedingt.Georg Totschnig holte für Gerolsteiner einen Etappensieg, und derehemalige Armstrong-Helfer Levi Leipheimer belegte den sechstenPlatz.

Dank einer Zeitgutschrift machte ihm Winokurow Rang fünf nochstreitig. Der Kasache lag am Ende 20 Sekunden vor Leipheimer.Gerolsteiner legte gegen Winokurows Zeitbonus einen Protest ein. T-Mobile gewann wie im Vorjahr die Teamwertung vor Discovery Channelund holte durch Winokurow und Giuseppe Guerini drei Etappensiege.Dazu durfte Ullrich auf die unterste Stufe des Siegerpodestsklettern. 155 von 189 gestarteten Fahrern erreichten Paris.

Armstrongs erste Gratulanten in Paris waren seine drei Kinder undseine Lebensgefährtin, Rocksängerin Sheryl Crow. Zur standesgemäßenFeier im feinen Hotel Ritz wurde Armstrong auch vom gescheitertendemokratischen Präsidentschafts-Kandidaten John Kerry begleitet. AuchUllrich war zur Abschieds-Gala des geheilten Krebspatienteneingeladen, musste aber wegen seines überfüllten Terminkalendersabsagen. T-Mobile feierte auf einem Schiff auf der Seine.

21. Etappe der Tour de France 2005. (Grafik: dpa)
21. Etappe der Tour de France 2005. (Grafik: dpa)
dpa