Tischtennis-WM Tischtennis-WM: Ohne Boll werden kleinere Brötchen gebacken
Yokohama/Japan/dpa. - In Yokohama, wo die deutschenFußballer 2002 im Finale der Weltmeisterschaft standen, wäre einPodestplatz für die vier Damen und fünf Herren eine Sensation.Bundestrainer Richard Prause versprach aber eine Trotzreaktion. «Wirsind motiviert bis in die Haarspitzen und haben schon im Vorjahr beider Team-WM in China bewiesen, dass wir auch ohne Boll stark sind»,sagte der Herren-Coach vor Beginn des WM-Turniers, das von Dienstagan bis zum 5. Mai dauert.
«Momentan bin ich ziemlich gut drauf. Ich hoffe, dass ich meineSetzung unter den Top 16 erfüllen kann», sagte Dimitrij Ovtcharov.Die Nummer 17 der Weltrangliste ist nach der Absage seinesDüsseldorfer Clubkollegen Boll auf dem Papier der stärkste Spielerdes Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB). In den vergangenen Monatenwaren Ovtcharovs Leistungen starken Schwankungen unterworfen. Der EM-Dritte von 2007 muss bereits in seinem Auftaktmatch am Donnerstaggegen den gebürtigen Chinesen Kou Lei (Ukraine) auf der Hut sein.
Ein möglicher Gegner von Ovtcharov in der Runde der letzten 32wäre Ko Lai Chak aus Hongkong. Auf den Düsseldorfer Christian Süßwartet im Achtelfinale der an Nummer eins gesetzte Chinese Wang Hao.Doch soweit wollte Prause die Auslosung nach der Absage von Bollnicht kommentieren. «Wir denken jetzt von Runde zu Runde», sagte derBundestrainer. Von den neun DTTB-Teilnehmern muss keiner in dieQualifikation an diesem Dienstag. Die Aktiven haben einen Tag längerZeit, um sich an die schwierigen Bedingungen in der 16 000 Zuschauerfassenden Yokohama Arena zu gewöhnen.
«In dieser großen Halle ist alles sehr langsam. Das ist eher nichtso gut für uns», kommentierte Bolls etatmäßiger Doppel-Partner Süßdie ersten Trainingseindrücke. Die vier DTTB-Damen, die sich separatvorbereitet und mit den japanischen WM-Gastgeberinnen trainierthatten, dürften es gegen die asiatische Dominanz noch schwerer haben. Keine Spielerin ist unter den besten 16 der Setzliste. «Unsere Damenhaben sich gut entwickelt, der Druck ist aber nicht ganz so groß»,sagte Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig. Er hofft vor allem auf guteResultate von Elke Schall/Jiaduo Wu und Zhenqi Barthel/KristinSilbereisen im Doppel.
Klare Favoriten unter den rund 370 Herren und 250 Damen aus 113Verbänden sind die Chinesen. Sie wollen zum dritten Mal nacheinanderalle fünf Titel gewinnen. Seit 1999 in Eindhoven gingen 24 von 25Goldmedaillen in das Reich der Mitte. Nur der Österreicher WernerSchlager konnte 2003 in Paris als Weltmeister in die chinesischePhalanx einbrechen. Schlager fehlt in Yokohama ebenso wie Boll undder starke Grieche Kalinikos Kreanga. Europas Hoffnungen ruhen aufWladimir Samsonow (Weißrussland) und Ovtcharov. Titelverteidiger WangLiqin (China), in der Weltrangliste hinter Boll auf Platz fünfzurückgefallen, will es noch einmal wissen. Er startet nur im Einzel,wo er seinen vierten WM-Titel gewinnen möchte.