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Tischtennis Tischtennis: Werner Schlager gewinnt WM-Titel

Von Peter Hübner 25.05.2003, 15:52

Paris/dpa. - Überraschungs-Weltmeister Werner Schlager aus Österreich hat Chinas Tischtennis-Asse bei den Titelkämpfen in Paris düpiert und Timo Boll als Europas Hoffnungsträger glänzend vertreten. Mit einem 4:2-Finalsieg über Joo Se Hyuk aus Südkorea krönte der 30- Jährige aus Wiener Neustadt am Sonntag ein überragendes Turnier. Er löste Boll unmittelbar nach dem Finale als neue Nummer eins der Weltrangliste ab. Der in Runde zwei gescheiterte Hesse fiel im Juni- Ranking hinter den Chinesen Ma Lin auf Platz drei zurück.

Schlager verhinderte als zweiter Österreicher auf dem WM-Thron nach Richard Bergmann 1937 einen kompletten Titel-Hattrick der Chinesen. Nach fünf Mal Gold in Eindhoven 1999 und Osaka 2001 mussten die Athleten aus dem «Reich der Mitte» an der Seine mit nur vier Titeln zufrieden sein. «Ich habe mein bestes Tischtennis zeigen können, aber es war sehr, sehr hart», sagte der neue Champion.

«Das ist super. Schlager hat Riesenspiele gemacht, Matchbälle abgewehrt und die besten Chinesen geschlagen. Eine Tischtennis-WM ist eben doch keine asiatische Meisterschaft», kommentierte der deutsche Rekordnationalspieler Jörg Roßkopf den Erfolg. Schlager, ein konsequenter Angriffsspieler, wurde von 12 000 Zuschauern im Palais Omnisport frenetisch gefeiert und genoss als erster europäischer Weltmeister seit Jan-Ove Waldner 1997 das Bad in der Menge. Er hatte bereits 1999 WM-Bronze im Einzel gewonnen.

Für die Chinesen, die erstmals seit sechs Jahren nicht im Finale der Königsdisziplin vertreten waren, reichte es nur zu Platz drei für Olympiasieger Kong Linghui. Er verlor im Halbfinale in einem Weltklasse-Match 3:4 gegen Schlager. Der Grieche Kalinikos Kreanga wurde ebenfalls Dritter. «Das ist für Europa total erfreulich und macht Mut, die Chinesen auch bei Olympia 2004 schlagen zu können. Dann sind wir hoffentlich auch daran beteiligt», sagte DTTB- Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig zu dem Turnier der Favoritenstürze. Wie der Weltranglistenerste Boll blieben auch Europameister Wladimir Samsonow (Weißrussland), Titelverteidiger Wang Liqin (China) und dessen Landsmann Ma Lin ohne Einzel-Medaille.

Im Damen-Einzel gelang Europa durch Tamara Boros (Kroatien) auf Rang drei erstmals seit 1993 ein Einbruch in die asiatische Phalanx. Nicht zu stoppen war Olympiasiegerin Wang Nan. Die 24 Jahre alte Kongressabgeordnete der Kommunistischen Partei Chinas avancierte mit drei Titeln im Einzel, Doppel mit Zhang Yining und Mixed mit Ma Lin zur erfolgreichsten WM-Teilnehmerin. «Als Sportstar kann man in der Politik viel bewegen», sagte die achtmalige Weltmeisterin. Im Herren- Doppel wurde die rote Fahne mit den fünf Sternen für die Titelverteidiger Wang Liqin/Yan Sen aufgezogen.

Der DTTB will nach dem schlechtesten WM-Resultat seit 1983 die Olympia-Vorbereitung für 2004 umstellen. Wie Boll und Samsonow konnten der EM-Zweite Torben Wosik und der EM-Dritte Jörg Roßkopf nicht an die Europameisterschafts-Form vor sechs Wochen anknüpfen. Dort waren Schlager und Kreanga nicht groß in Erscheinung getreten. «Zwei Top-Resultate bei zwei Höhepunkten sind offensichtlich nicht möglich», sagte Schimmelpfennig. Nach der neuen Weltrangliste haben sind Wosik und Nicole Struse ebenso wie Boll und Jie Schöpp direkt für Olympia 2004 qualifiziert.

Der 22-jährige Boll bezeichnete das frühe WM-Aus als «größte Enttäuschung». In einer zweiseitigen Presseerklärung gab er Fehler in der Vorbereitung zu, stellte aber auch fest, «dass ich von vielen Seiten Kritik höre und lese, niemand aber sich selbst und seine Arbeit in Frage stellt.» Auf Nachfrage erklärte sein Medienberater Bernhard Schmittenbecher, dass damit auch führende DTTB-Mitglieder wie Präsident Walter Gründahl oder Schimmelpfennig gemeint seien. «Ich möchte nicht auf Timo einschlagen», entgegnete der Cheftrainer.