Tischtennis Tischtennis: Timo Boll gewinnt die German Open in Leipzig

Leipzig/dpa. - Tischtennis-Profi Timo Boll hat mit einemDoppelsieg beim Heimspiel in Leipzig seinen China-Komplex abgelegtund als erster deutscher Spieler seit Eberhard Schöler 1970 dieGerman Open gewonnen. Der Weltranglisten-Neunte aus Gönnern bezwangam Sonntag im Einzel-Finale den Routinier Liu Guozheng mit 4:2Sätzen. Zum Abschluss des mit 90 100 Dollar dotierten Turnierskrönten Boll und sein neuer Partner Christian Süß (Düsseldorf) dieviel umjubelte Gala-Show mit dem Sieg im Herren-Doppel. Zur Belohnungerhielt der Ausnahmespieler insgesamt 17 000 Dollar.
«Ich war vor heimischen Publikum besonders motiviert. Es ist immeretwas Besonderes, gegen einen Chinesen zu gewinnen. Ich wusste garnicht, dass ich noch so gut spielen kann. Im fünften und sechstenSatz hatte ich eine Gänsehaut», kommentierte Boll den zweiten Pro-Tour-Sieg innerhalb von fünf Wochen. Nach einem 0:2-Rückstand spielteder 23 Jahre alte Linkshänder wie im Rausch und deklassierte LiuGuozheng noch mit 6:11, 5:11, 11:7, 11:8, 11:7, 11:2.
«Timo hat dem Turnier seinen Stempel aufgedrückt», sagte DTTB-Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig. Nach dem Gewinn der Polish Open unddem Viertelfinale-Aus beim World Cup in China präsentierte sich derAusnahmespieler in Ausnahmeform. Quasi als «Sahnehäubchen» schlugenBoll/Süß zum Turnier-Abschluss in einem spannenden Doppel-Finale dieVorjahressieger Ko Lai Chak/Li Ching (Hongkong) mit 4:3.
Vor allem der 4:1-Sieg im Halbfinale gegen Qiu Yike stärkte dasSelbstbewusstsein des Ex-Europameisters. «Gegen ihn hatte ich nocheine Rechnung offen», sagte Boll. Bei der WM 2003 in Paris war er alsdamaliger Weltranglister-Erster unerwartet gegen den jungen Chinesenin der zweiten Runde gescheitert. Die erhoffte Revanche gelang inüberzeugender Manier. «Er hat auch gezeigt, wie hoch seinspielerisches Potenzial ist. Aber wir verfallen nicht in Euphorie.Timo hat noch Reserven», lautete das Urteil von Schimmelpfennig.
In Abwesenheit von Olympiasieger Ryu Seung Min (Südkorea) und derdrei besten chinesischen Spieler konnte Boll die Kluft zur absolutenWeltspitze weiter verringern. Erstmals seit Dezember 2002 gelang ihmbei einem wichtigen Turnier ein Erfolg gegen einen Spieler aus demReich der Mitte. «Wenn ich fit bleibe, bin ich bald dort, wo ichschon mal war», sagte Boll. Gute Einzel-Resultate von Christian Süß,Bastian Steger (beide Düsseldorf) und Torben Wosik (Frickenhausen)stimmten Herren-Bundestrainer Richard Prause froh: «Unser Ziel bleibtder Mannschafts-Titel bei der EM 2005.»
Das Abschneiden der deutschen Frauen war mager. Die 36 Jahre alteJie Schöpp schaffte als bestes Resultat den Einzug in dasAchtelfinale. Der weibliche Nachwuchs zahlte erneut Lehrgeld. «Es tutsich aber was in der zweiten Reihe», sagte der neue Damen-CoachTobias Beck. Die Chinesin Niu Jianfeng siegte wie Boll in Einzel undDoppel.
Mit insgesamt 10 000 Zuschauern fiel die Resonanz in Leipzigpositiv aus. Walter Gründahl, Präsident des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), lobte die Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig alsDTTB-Partner neben dem Sächsischen Tischtennis-Verband. «Leipzig isteine Sportstadt und ein sehr guter Standort für eine Veranstaltungwie die Volkswagen German Open. Die Arena hat die perfekte Größe»,sagte Gründahl. Dennoch ziehen die German Open 2005 nach Magdeburgum.
