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Tischtennis Tischtennis: Boll und Co. wollen sein

Von Dietmar Kramer und Cai-Simon Preuten 18.10.2012, 15:31

Herning/Köln/SID. - Vorhang auf für die „Chinesen Europas“: Ohne Konkurrenz aus dem übermächtigen Reich der Mitte wollen Timo Boll und Co. bei der Tischtennis-EM ab Freitag in Herning einmal mehr ihre Dominanz auf dem Kontinent unterstreichen. Beim letzten Saisonhöhepunkt nach der Team-WM in Dortmund und Olympia in London macht sich der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) in Dänemark bei der ersten EM ohne Mannschafts-Turniere in drei von vier Wettbewerben Hoffnungen auf Titelgewinne.

„Wir wollen“, verdeutlich DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig die anspruchsvolle Erwartungshaltung, „unsere Chancen nutzen.“ Die Aussichten sind vor allem bei den Herren golden - und das nicht nur wegen Boll. Zwar „führt der Weg zum Titel nur über Timo“, wie Bundestrainer Jörg Roßkopf die Ausnahmestellung seines topgesetzten Weltranglistenfünften beschreibt, doch ist sich der EM-Rekordchampion vor dem Anlauf auf sein 16.

EM-Gold der Konkurrenz aus dem eigenen Lager durch den Überraschungs-Olympiadritten Dimitrij Ovtcharov sehr wohl bewusst. „Das wird kein Selbstläufer“, meint der WM-Dritte Boll mit Understatement. Seine Olympia-Enttäuschung hat er abgehakt und kokettiert inzwischen sogar mit seiner Achtelfinal-Pleite von London. „Ich kann mir nicht sicher sein, ein gewisser Adrian Crisan ist ja auch dabei.“ Gegen den Rumänen waren Bolls Träume von einer Olympia-Medaille in England sensationell geplatzt.

Ovtcharov, hinter Boll an Nummer zwei gesetzt, bieten sich im hohen Norden sogar zwei Möglichkeiten auf einen Titel. Denn der Europe-Top-12-Sieger tritt anders als Boll auch im Doppel an und gehört mit dem ehemaligen Weltranglistenersten Wladimir Samsonow (Weißrussland) zum Favoritenkreis. Kurios: „Dima“ wäre der zweite deutsche EM-Gewinner im Doppel mit einem ausländischen Partner nach Roßkopf, dem 1998 in Eindhoven das gleiche Kunststück gelang - mit Samsonow.

Zumindest Medaillenchancen rechnen sich auch der deutsche Meister Bastian Steger, der zweimalige EM-Zweite Patrick Baum und der frühere Doppel-Europameister Christian Süß aus. Alle drei sind unter den besten 16 eingestuft. „Alle unsere Aktiven sind trotz des langen Jahres hungrig. Das sind die besten Voraussetzungen, Medaillen zu schmieden“, sagt Schimmelpfennig. Das gilt auch für das Damen-Turnier. Jiaduo Wu hofft als Nummer zwei der Setzliste auf eine Wiederholung ihres Triumphes von Stuttgart 2009.

Mit Spannung erwartet wird, ob Irene Ivancan ihr Überraschungs-Silber aus dem Vorjahr bestätigen kann. Zu den Podestkandidatinnen zählt auch Olympia-Starterin Kristin Silbereisen. So optimistisch die DTTB-Führung den Wettkämpfen entgegen blickt, so ernüchternd jedoch verlief für Deutschland der EM-Aufgalopp beim Kongress des Europa-Verbandes ETTU in politischer Hinsicht: Nach 18 Jahren im Amt unterlag der frühere WM-Zweite und ehemalige DTTB-Vizepräsident Eberhard Schöler in einer Kampfabstimmung um den Posten des stellvertretenden ETTU-Präsidenten seinem französischen Herausforderer Jean-Francois Kahn.

Durch Schölers Abwahl ist Europas stärkster Verband in den nächsten vier Jahren nicht in der ETTU-Spitze vertreten. „Das ist sehr bitter“, kommentierte DTTB-Präsident Thomas Weikert das Wahlergebnis.