Thomas Leibe Thomas Leibe: Feilen an «wahren Gesichtern»
Halle/MZ. - Fast klingt es, als wolle er eine Krankengeschichte erzählen. "Wenn ich auf der Straße bin", sagt Thomas Leibe, "dann sehe ich die Gesichter manchmal schon total überzeichnet." Schlimm für Sie, müsste man da eigentlich antworten. Doch im Falle des 24-jährigen Hallensers hat die Geschichte - wenn auch noch kein Happy End - so doch einen viel versprechenden Anfang. Leibe ist nämlich als Karikaturist und vor allem als satirischer Porträtist derzeit schwer im Kommen. Und insofern kommt ihm auch seine kleine Eigenart bei der Betrachtung von Mitmenschen richtiggehend zustatten.
Zum Beispiel wenn er sich mit den Großen des Show-Geschäfts befasst: Wie sein großes Vorbild - der Zeichner Sebastian Krüger - hat Leibe an den Furchen-Faces der Rolling Stones einen Narren gefressen. Gesichter wie Schlapphüte zieren Mick Jagger & Co. auf der dennoch liebevollen Darstellung des Hallensers. Bei ihm mutieren sie - je nach Typ - zu Ganz-Nase, Ganz-Schrei oder Ganz-Schlitzohr. Einzelmerkmale dominieren diese "wahren Gesichter", an denen er bis zu einer Woche feilt.
Marcel Reich-Ranicki hat er in typischer Kritiker-Pose festgehalten: So als wollte der Literatur-Scharfrichter gerade "Hermann Hesse - ganz furchtbar", sagen. Und aus einem Kopf von Helge Schneider kann man unten sogar die Luft ablassen. Doch zum Glück hat die singende und jazzende "Herrentorte" aus dem Ruhrpott dieses Abbild von sich nicht gesehen, sondern ein anderes, das von Thomas Leibe stammt. Und von dem hat er sich gleich die Rechte gesichert, weil er es vielleicht als Plakat für seine nächste Tournee verwenden will.
Doch auch regional ist der angehende Grafik-Design-Assistent, der an der Berufsfachschule am Hallmarkt lernt, zeichnerisch stark engagiert. Mit seinem Bruder Matthias bildet er das Duo Twin-Productions, das für das hiesige Comic-Magazin "Tremor" tätig ist. Bei den inzwischen berühmten Tremor-Partys waren die Zwillinge auch schon als Siegfried-und-Roy-Persiflage zu erleben. Auch für Stadtmagazine zeichnet Thomas Leibe. Gern würde der Karikaturist auch mal einen Kalender mit prominenten Hallensern machen. "Doch da sind mir bisher keine zwölf eingefallen", bedauert er.
Einige hat er aber doch schon aufs Papier gebannt. Ex-OB Rauen, Waldemar Cierpinski, Peter Sodann und "Grossi". Das Stadt-Original mit der Schallplatte auf dem Kopf muss auf seinem Bild freilich fast ganz auf eine Stirn verzichten, was seiner guten Laune aber keinen Abbruch tut. Als "Original" geht Thomas Leibe jetzt übrigens selbst ins Rennen. Beim Talentwettbewerb des Musiksenders "Viva" ist er unter den letzten Zehn. Am Donnerstag ab 15 Uhr steigt in Köln das Finale mit einer Telefon-Abstimmung über den Sieger. Da braucht der Hallenser auch Stimmen aus der Heimat.