Teurer Rohstoff Teurer Rohstoff: Wann sich das Nachfüllen von Druckerpatronen lohnt

Stuttgart/dpa. - Groß ist jedoch auch die Ernüchterung beim Kauf neuerDruckerpatronen: Ein Set aus schwarzer und farbiger Tinte kostetnicht selten 50 Euro oder mehr und ist damit häufig ebenso teuer wieder Drucker selbst. «Man kann durchaus vermuten, dass die Herstellerihren Umsatz über die Tinte machen - und die Geräte deshalb sehrgünstig anbieten», sagt Hannelore Brecht-Kaul von derVerbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.
«Es ist aber möglich, auf Druckerpatronen anderer Herstellerauszuweichen», sagt die Verbraucherschützerin. Nachgebaute oderwiederbefüllte Tintenpatronen gibt es für die meisten Druckermodelle.Und sie kosten teilweise bis zu 50 Prozent weniger als das Original.
Auf der Suche nach billiger Tinte sollte aber nicht wahllosvorgegangen werden, warnt Johannes Schuster von der in Hannovererscheinenden Computerzeitschrift «c't»: Neben der Farbe müsse auchdie Zusammensetzung der Tinte stimmen. Ist sie zu zäh, laufe sie aufdem Weg zu den Düsen nicht schnell genug nach. Ist sie zu flüssig,könne sie auslaufen oder auf dem Papier verschmieren. DieAlternativ-Tinte sollte zum jeweiligen Druckermodell passen. «Bei denmeisten Tinten muss man Abstriche bei der Lichtbeständigkeit machen.»
Welche Tinte gut und welche schlecht ist - darauf gibt es keinegenerelle Antwort. Das variiert je nach Hersteller und Druckermodell.Fast alle großen Computermagazine haben jedoch bereits Alternativ-Tinten getestet. Das Fazit: «Theoretisch ist es schonmöglich, mit Ersatztinte gute Druckqualität zu erzielen und Geld zusparen», sagt Schuster. Aber allein auf die Angaben der Hersteller zubauen, reicht nicht. Verbraucherschützerin Brecht-Kaul rät daher,sich vor dem Kauf von Alternativ-Tinte gut zu informieren.
Günstiger als Original- oder Ersatzpatronen zu kaufen, ist dasSelbst-Nachfüllen. Dazu brauchen Verbraucher jedoch eine ruhige Handund viel Geschick: Beim Nachfüllen kann man am meisten sparen - aberauch am meisten falsch machen.
Zum Nachfüllen wird die Patrone aus dem Drucker genommen und einkleines Loch in das Gehäuse gebohrt oder gebrannt - hierfür eignensich Spritzen, kleine Bohrer oder beispielsweise eine erhitzteBüroklammer. Mit einer Spritze wird dann die Tinte eingefüllt undanschließend das Loch luftdicht verschlossen.
Abgesehen von Tintenflecken auf der Hose muss der Anwender damitrechnen, dass sein Drucker die nachgefüllte Patrone nicht annimmt.Mittlerweile sind viele Druckerpatronen mit einem Chip ausgestattet,der sich den Füllstand merkt. Durch ein reines Nachfüllen werdendiese Chips nicht überlistet. Der Chip muss mit einem Programmzurückgesetzt, abgeklebt oder anders außer Funktion gesetzt werden.
Ohne einen funktionierenden Chip wird aber nicht vor einer leerenPatrone gewarnt. Fortan muss man selbst auf den Tintenstand achten:Mit einer leeren Patrone weiter zu drucken, kann den Drucker schnellkaputt machen. Mit dem Nachfüllen sollte man auch nicht allzu langewarten, denn bei einer leeren Patrone trocknet der Speicherschwammschnell ein - er nimmt die Tinte dann nicht mehr richtig auf.
Sogenannte Tinten-Tankstellen übernehmen diese Arbeit: Siebefüllen leere Patronen und sorgen oft auch dafür, dass der Chipfunktioniert. «Unsere wiederbefüllten Patronen sind 40 bis 60 Prozentgünstiger als die Originalmodelle», verspricht Antje Kiewitt vomAnbieter Cartridge World. Etwa drei bis siebenmal lasse sich einePatrone wieder füllen, danach sei der Druckkopf verschlissen.
Alternativen zu den teuren Original-Tintenpatronen gibt es alsoeinige. «Wer jedoch wenig druckt, für den lohnen sich dieseAlternativ-Tinten wegen des Aufwands beim Nachfüllen und denQualitätseinbußen kaum», sagt Schuster. Dann fahre man mitOriginaltinte am Besten.
INFO-KASTEN: Drucker zeigen Leerstand oft zu früh an
Teure Druckertinte möchte niemand verschwenden. Doch viele Druckerzwingen quasi dazu, wie der TÜV Rheinland in einer Untersuchungfestgestellt hat: Viele Modelle zeigen viel zu früh eine leerePatrone an. Also wechseln Verbraucher die Patrone, obwohl mit ihrnoch einige Seiten hätten gedruckt werden können. «Mindestens 20Prozent der Tinte werden dadurch regelmäßig verschenkt», sagt Hartmut Müller-Gerbes vom TÜV Rheinland. Tendenziell schnittenDrucker im Test mit Einzelpatronen besser ab als Modelle, die alleFarben in einer Patrone haben.