Tennis Tennis: Tiriac-Turnier von Stuttgart nach Madrid
Stuttgart/dpa. - Der Jubel in Madrid hielt sich in Grenzen. Den großen Zeitungendes Landes war der Wechsel kaum eine Zeile wert. Dabei soll dasTurnier, das vom 14. bis 20. Oktober 2002 in dem auf 12 000 Zuschauererweiterten «Rockodrom» ausgetragen werden soll, als Werbung für dieOlympia-Bewerbung dienen. Tiriac verglich den Deal am Freitag beieiner Pressekonferenz in Stuttgart mit seinem Engagement in Hannover,wo er mit der ATP-Weltmeisterschaft äußerst erfolgreich für die Expo2000 geworben hat: «Bedenkt man die weltweite Beachtung sind dieKosten eher gering.»
Auch Stuttgart will Olympia ausrichten. «Es ist sicher einimmenser Image-Verlust für die Stadt», meinte Messedirektor Klaus-Dieter Heldmann. «Wir hätten das Turnier gerne behalten, aber dieVermarktung reicht nicht zur Deckung der Preisgelder.» Als Gründemachte Heldmann die Pleite des globalen Masters-Vermarkters ISL sowiedie schlechte TV-Präsenz aus.
Wenn Tennis im Bezahlfernsehen «versteckt» wird, bleiben dieSponsoren aus - so die einfache Rechnung, die auch Georg vonWaldenfels aufmacht. Der Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB)fürchtet wie Tiriac, dass die «Pleitenserie» noch lange nicht zu Endeist. «Wir werden noch manche Überraschung erleben.» Auch andereTurniere kämpften ums Überleben. Die Preisgelder seien viel zu hochund müssten «um mindestens 30 Prozent gesenkt werden».
Das vom DTB veranstaltete Sandplatzturnier am Rothenbaum ist nachdem Aus in Stuttgart und der WM in Hannover die einzige Top-Veranstaltung der ATP-Tour in Deutschland. Hier kreist zwar nicht der«Pleitegeier», aber Ungemach steht trotzdem ins Haus. Die ATP fordertnämlich einen umfangreichen Ausbau der Anlage, damit ein gemeinsamesTurnier mit der WTA-Tour möglich ist.
Ohne Zusage einer Nutzung über die erlaubten vier Wochen pro Jahrhinaus ist das für den Verband aber kein Thema - zumindest in derHansestadt. «Berlin und Frankfurt sind nach wie vor im Gespräch», sovon Waldenfels. Die Hoffnung, Hamburgs Olympia-Bewerbung brächterasch Bewegung in die leidige Angelegenheit, hat sich nichtbestätigt.
«Deutschland ist im Niedergang, während die Entwicklung vonFrankreich bis China nach oben geht», sagt der Impresario des weißenSports. 16 Jahre lang habe er sich in Stuttgart sehr wohl gefühlt undgehe mit sehr viel Wehmut. «Aber die Unterstützung hat gefehlt»,meint Tiriac. Auch drei Gespräche mit Ministerpräsident Erwin Teufelhätten den Durchbruch nicht gebracht.
Die Pleite des Vermarkters ISL gab den Veranstaltern den Rest. Derlukrative Kontrakt mit dem einstigen Hauptsponsor «Eurocard» war vorzwei Jahren dem globalen Vermarktungskonzept geopfert worden. Nunfehlen nicht nur die rund zwölf Millionen ISL-Dollar, sondern auchpotente Geldgeber. In Madrid hat Tiriac diese Probleme nicht.