Tennis Tennis: Teamchef Patrik Kühnen spricht Klartext

Düsseldorf/dpa. - Die Zwischenbilanz war so düster wie der Himmel über Düsseldorf in den Tagen des 26. World Team Cups. Nach dem frühzeitigen Verpassen des Endspiels bei der Tennis-Mannschafts- Weltmeisterschaft sprach der deutsche Teamchef Klartext. Die Frage, ob er deutsche Lichtblicke gesehen habe, entlockte Patrik Kühnen allenfalls ein gequältes Lächeln. «Bei 1:2 und 0:3 ist das schwer», meinte Kühnen dann mit Blick auf die Niederlagen gegen Chile und Titelverteidiger Argentinien. Gegen Schweden geht es an diesem Freitag (13.00 Uhr) nur noch um einen ordentlichen Abschied.
Besonders das verlorene Doppel gegen Chile drückte auf's Gemüt. «Danach herrschte Katerstimmung, das wäre ein Signal gewesen. Wenn man gegen Chile und Schweden gewinnt, hat man eine gute Woche gehabt», sagte Kühnen. Dass gegen Argentinien mit seinen derzeit überragenden Sandplatz-Spezialisten keine Revanche für das 0:5 im Daviscup gelang, ließ sich da schon eher verschmerzen.
Auch wieder gefundener Teamgeist allein hilft auf Dauer nicht, die Mannschaft braucht einen Erfolg. Im Vorjahr hatten der noch immer an der rechten Schulter laborierende Thomas Haas und der formschwache Nicolas Kiefer mit ihrem Sieg über den späteren Daviscup-Gewinner Russland in Düsseldorf die Stimmung angeheizt. Es folgten das Theater um eine Rückkehr von Boris Becker ins Daviscup-Doppel, der Abgang von Teamchef Michael Stich, der Weltgruppen-Verbleib gegen die Nobodys aus Venezuela und die Pleite in Buenos Aires Anfang Februar.
Nur Tomas Behrend entfachte am Montag mit seinem Sieg über Marcelo Rios Begeisterung. Doch die Hoffnungen für die nächste Woche beginnenden French Open ruhen nicht unbedingt auf dem 28 Jahre alten Deutsch-Brasilianer, auch wenn Behrend meinte: «Ich befinde mich in der Form meines Lebens und habe echt gute Chancen, in Paris für einige Überraschungen zu sorgen.»
Vier Monate nach seinem sensationellen Finaleinzug bei den Australian Open kapriziert sich das deutsche Interesse auf Rainer Schüttler. «Ich fühle mich fit und nehme mir viel vor», sagte der zuletzt gesundheitlich immer wieder angeschlagene Hesse. Kühnen warnte jedoch nach der erneuten Niederlage gegen David Nalbandian am Mittwoch: «Es ist schön, dass Rainer gefightet hat, aber er ist noch nicht da, wo er für Paris hin muss. Er muss sich steigern.»
Schüttler und sein Freund Lars Burgsmüller sind immerhin schon 27 Jahre alt, Haas ist 25, Kiefer bald 26 und junge Konkurrenz drängt anders als in Spanien, Argentinien oder Frankreich nicht nach. Ein Fakt, der Kühnen Verdruss bereitet: «Unseren jungen Spielern fehlt Kampfgeist. Vielen ist nicht bewusst, was es heißt, Tennisprofi zu sein.» Für den World Team Cup habe sich kein Jugendlicher angeboten. Die Plätze für das nächste Daviscup-Abstiegsspiel im September gegen Weißrussland seien aber noch nicht vergeben und Nachwuchs willkommen. «Ich warte», sagte Kühnen beschwörend, «ich warte».

