Tennis Tennis: Nummer 1 scheitert an Safina
Berlin/dpa. - Das Comeback ist missglückt, Justine Henin ist imAchtelfinale der German Open überraschend ausgeschieden. Die Nummer 1der Tennis-Damen scheiterte am Donnerstag im Steffi-Graf-Stadion ander Russin Dinara Safina, die in Berlin an 13 gesetzt ist, mit 7:5,3:6, 1:6. «Sie war besser, mehr gibt es nicht zu sagen», kommentierteHenin die unerwartete Pleite. Für die Belgierin war das mit 870 000Euro dotierte Turnier nach einer vierwöchigen Pause wegen einerKnieverletzung der Einstieg in die Sandplatz-Saison. Dreimal hattesie in der deutschen Hauptstadt gewonnen, seit ihrem Berlin-Debüt2001 war sie noch nie vor dem Halbfinale aus dem Turnier geflogen.
Die 25 Jahre alte Henin, die in Berlin auch viel über ihre privateZukunft philosophiert hatte, war in den 2:34 Stunden gegen die einenKopf größere Safina weit von ihrer besten Form entfernt. Für die 22Jahre alte Weltranglisten-17. Safina war es im sechsten Versuch gegenHenin der erste Sieg. Dabei gilt Berlin für die Nummer 1 alsLieblings-Turnier. Doch gegen die athletische Russin fand die 1,67Meter kleine Henin bei Sonnenschein und Hitze keine Mittel.
Seit der desolaten 2:6, 0:6-Halbfinal-Niederlage im März in Miamigegen Serena Williams hatte sie nicht mehr gespielt. «Ich habe aufdem Platz gemerkt, es ist nicht genug. Das ist bitter», sagte Henin.Auch die an 3 gesetzte Russin Swetlana Kusnetzowa musste gegen AlonaBondarenko aus der Ukraine mit 6:1, 2:6, 2:6 die Segel streichen. Alserste Topfavoritin zog Serena Williams mit einem 6:3, 6:1 gegen diePolin Agnieszka Radwanska ins Viertelfinale ein. «Alle Gegnerinnen,die jetzt noch kommen, sind ganz hart», sagte die Amerikanerin.
In Berlin war Henin seit 2001 mit einer Ausnahme am Start, gewann2002, 2003 und 2005, stand 2006 nochmals im Endspiel und scheiterteim Vorjahr erst im Semifinale. Damit ist Henin die erfolgreichsteGerman-Open-Starterin nach Steffi Graf, die das Turnier neunmalgewonnen hatte. In diesem Jahr gestattete die in der Vergangenheitoft verschlossene Henin auch einen Blick in ihre Gedankenwelt. Siewolle die Prioritäten neu ordnen: «Ich bin jetzt in einer Phase, inder ich mich auch mit dem Leben nach meiner Karriere beschäftigenwill», erklärte Henin, die sich von ihrem Mann Pierre-Yves Hardennegetrennt, dafür aber mit ihrer Familie versöhnt hat.
Sie sei zwar noch jung, hatte Henin schon vor der Pleite gegenSafina mit einem Lächeln gemerkt. Doch auf der Profi-Tour würde sieim Vergleich zu den neuen, aufstrebenden Mädchen wie Ana Ivanovic -die 20-jährige Serbin gilt als erste Anwärterin auf den Thronsturz -oder Safina schon langsam alt. «Ich brauche auch andere Dinge»,betonte Henin, die später noch gern studieren möchte, dafür erst ihrAbitur nachholen muss. Die Stationen auf der WTA-Tour hat sie bereitsreduziert. Wann ganz Schluss sein könnte mit dem Profi-Geschäft, weißdie Kämpferin aber noch nicht: «Es ist unmöglich, das schon zu sagen.Vielleicht in zwei, drei, vier Jahren.»
Bis dahin will Henin, die mit 492 Siegen in 598 Spielen in ihrerneunjährigen Karriere über 12,5 Millionen Euro Preisgeld eingespielthat, ihre Weltranglisten-Spitzenposition verteidigen. Insgesamt über100 Wochen wurde die Ausnahme-Spielerin als Nummer 1 der Tennis-Weltgeführt, 41 Turniere gewann sie. Die «neue» Henin will auch andereTräume zulassen: Lange Reisen ohne Turnierstress, Skifahren, «all dieDinge, die ich jetzt nicht tun kann».