Tennis Tennis: Federer trennt sich von Trainer Lundgren
Hamburg/dpa. - Am Ende seines erfolgreichsten Tennis-Jahres wollte Weltmeister Roger Federer die Scheidung. «Unsere Beziehung ist alltäglich geworden», meinte der Wimbledonsieger aus der Schweiz und erklärte: «Ich habe das Gefühl, dass ich einen neuen Impuls brauche.»
Seine Freundin Miroslava Vavrinec hörte die Worte ihres «Chefs», für den sie die Öffentlichkeitsarbeit betreibt, und wusste: gemeint war nicht sie, sondern Trainer Peter Lundgren. Auf dem vorläufigen Zenit seiner Karriere als Tennisprofi, hatte der 22-Jährige dem Schweden das Ende der sportlichen Beziehung mitgeteilt. Unprätentiös, wie es seiner Art entspricht. «Es hat schon Anfang des Jahres erste Anzeichen von Problemen gegeben. Es war einfach nicht mehr so wie früher», erklärte Federer äußerlich unberührt. Aber das coole Auftreten will nichts besagen, diesen Wesenszug hat sich der einstige Heißsporn dank Lundgrens Lektionen auch auf dem Tennisplatz mühsam angeeignet.
Seit 2000 haben er und der sympathische Schwede offiziell zusammen gearbeitet. Mit dem 38-jährigen Lundgren begann Federers Aufstieg von Platz 51 der Weltrangliste auf Position 2. Der Gipfelsturm führte in diesem Jahr zu sieben Turniersiegen darunter dem ersten Grand-Slam- Sieg in Wimbledon sowie dem WM-Titel in Houston/Texas. Bewunderung fand Federer für seine Leistungs-Explosion. Nicht wenige sehen in dem «Michelangelo des Tennis» den neuen Pete Sampras - sein Spiel gilt als fast komplett.
Doch es gibt nach der überraschenden Trennung auch Mahner. Sollte der in Bescheidenheit und wohltuender Normalität auftretende designierte Schweizer Sportler des Jahres wohlmöglich schlecht beraten sein? Fehler, so heißt es, passieren nicht selten im Angesicht des größten Erfolgs. «Ich bin überzeugt, dass ich richtig gehandelt habe», sagte Federer bei einer Pressekonferenz, während der er seinen Schritt erläuterte.
Der einstige Top-30-Spieler Lundgren war da noch auf Heimaturlaub. Ursprünglich wollten beide die Trennung erst am 15. Dezember gemeinsam publik machen. Doch die Nachricht sickerte durch, und deshalb ließ der Weltranglisten-Zweite die Katze in Absprache mit seinem Ex-Coach schon vorher aus dem Sack. «Wir beenden unsere Zusammenarbeit auf dem absoluten Höhepunkt, das hat die Entscheidung noch schwerer gemacht.»
Der Federer-Clan mit Mutter Lynette als Managerin an der Spitze hat die Fäden nun allein in der Hand. Wer Lundgren folgen soll, dem geachteten Fachmann mit dem gemütlichen Auftreten und dem «unmodernen Langhaarschnitt», steht noch in den Sternen. «Ich kann mir gut vorstellen, in Melbourne ohne Coach anzutreten», sagte Federer, der ein neues Zuhause schon gefunden hat. Am 1. Januar wird er von Bottmingen ins benachbarte Oberwil umziehen.
Die Spekulationen über den Nachfolger schießen derweil ins Kraut. Marc Rosset, mit dem er im Daviscup Doppel spielte und vor Tagen einen Showkampf absolvierte, soll ein Kandidat sein. Doch Federer winkt ab; ein Anforderungsprofil gebe es noch nicht: «Ich bin am Schauen. Aber ich muss sicher mit ihm auskommen können und das Potenzial sehen, mit ihm vorwärts zu kommen.» So wie mit Lundgren, der über die Jahre nicht nur Trainer, sondern ein guter Freund war.