1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Tennis: Tennis: Anke Huber: «Beim DTB muss sich einiges ändern»

Tennis Tennis: Anke Huber: «Beim DTB muss sich einiges ändern»

Von Ulrike John 08.10.2002, 14:48
Ex-Profi Anke Huber tritt am Montag (07.10.2002) beim Porsche Damen-Tennis-Grand Prix in Filderstadt (bei Stuttgart) in der Funktion als Turnierdirektorin ihren neuen Job an. dpa/lsw
Ex-Profi Anke Huber tritt am Montag (07.10.2002) beim Porsche Damen-Tennis-Grand Prix in Filderstadt (bei Stuttgart) in der Funktion als Turnierdirektorin ihren neuen Job an. dpa/lsw dpa

Stuttgart/dpa. - Anke Huber hat sich in ihrem neuen Job als Turnierdirektorin von Filderstadt gleich zu Wort gemeldet und ein Umdenken in der Tennisszene gefordert. «Es muss sich einiges ändern, damit wieder Topspielerinnen aus den Landesverbänden kommen», sagt die 27-jährige Karlsdorferin. Nach Ansicht der früheren Fedcup- Spielerin müssen nicht nur neue Strukturen beim Deutschen Tennis-Bund (DTB) her, sondern sind auch die Weltklasse-Profis gefordert. Diese müssten sich mehr für Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung stellen, um die Vermarktung der Turniere zu erleichtern. «Aber das wissen viele nicht, vor allem die Amerikanerinnen. Die wollen immer noch mehr und mehr Preisgeld.»

Nicht mehr im Tennisdress und in Turnschuhen, sondern in Jeans, beigefarbener Bluse und schicken Lederstiefeln eilt Anke Huber in diesem Jahr über die Turnieranlage vor den Toren Stuttgarts. Nach ihrem Karriereende im vergangenen Jahr war sie - im Gegensatz zu vielen anderen prominenten Sportlern - nicht in ein Loch gefallen. «Ich habe erst einmal sechs Monate Urlaub gemacht und mich sehr wohl dabei gefühlt.» Danach kam ihr das Angebot von Porsche, als Direktorin beim schwäbischen Traditionsturnier einzusteigen, gerade recht. «Die nächsten vier, fünf Jahre» will sie sich hier engagieren.

Einsteigen wird die frühere Weltranglisten-Vierte auch beim DTB - aber nicht als Fedcup-Chefin. «Die Gespräche laufen, ich möchte auf jeden Fall etwas machen.» Bei Verhandlungen mit potenziellen Sponsoren war sie dabei, bis nächstes Jahr soll ein Konzept stehen. Dass sie sich beim Verband nicht ins gemachte Nest setzen kann, ist Anke Huber bewusst. «Es war ein bisschen chaotisch dort in letzter Zeit. Niemand ist da zuständig.» Um aus der sportlichen Misere herauszukommen, müsse schon sehr professionell gearbeitet werden. «Wir haben vier, fünf Juniorinnen, die gut werden können - nicht mehr 30», meint die zweifache Filderstadt-Siegerin. Und: «Dass beim DTB allgemein nicht so viel Geld da ist, weiß man auch.»

Trainieren will Anke Huber die wenigen Nachwuchshoffnungen nicht, «das habe ich nicht gelernt, ich werde nur meine Erfahrung weitergeben». Tabu sei aber ein Amt wie es Patrik Kühnen als Daviscup-Kapitän bei den Männern übernommen hat: «Da sitzt man mit auf der Bank, das ist mir zu nah' dran.»

Etwas Abstand hat Anke Huber ganz gut getan. Jetzt, wo sie aus dem goldenen Käfig raus ist, räumt sie ein: «Die Spielerinnen sind schon sehr abgeschirmt. Ich merke erst, was alles dazugehört, um so ein Turnier auf die Beine zu stellen.» Als Tennis-Pensionärin und Neu- Funktionärin fordert die Wahl-Salzburgerin, dass sich die Spielerinnen häufiger zu Interviews stellen - und muss dann selbst grinsen: «Ich war ja früher auch so. Vor dem Match wollte ich nicht, nachher hatte ich oft auch keine Lust mehr.»

Kein Wunder, dass ein Praktikum in der Sportredaktion des SWR- Fernsehens nicht das Richtige für sie war. Beim ihrem «Lieblingsturnier» in Filderstadt, nur eine Stunde vom Elternhaus entfernt, fühlt sie sich schon wohler. Mit einem Funkgerät in der Hand eilt Anke Huber zwischen Turnierleitung, Players Lounge und Halle hin und her. Versucht die Wünsche der Ex-Kolleginnen zu erfüllen, ist dabei, wenn der Spielplan erstellt wird und bemüht sich, «Kleinigkeiten zu verbessern». Und dann muss sie immer noch so viele Interviews und Autogramme geben wie früher.