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Technologie Technologie: Tamagochi auf dem Handy ersetzt das Haustier

Von Dirk Averesch 18.02.2005, 11:25

Meerbusch/ Paderborn/dpa. - Ihren Anfang nahm die Idee bei den Spielekonsolen: Findige Entwickler nutzten eine Kamera, um Körperbewegungen des Spielers in Steuersignale umzuwandeln. Plötzlich konnte jeder der Held im eigenen Spiel sein.

Mit der Integration von Fotolinsen in Handys kamen die ersten Kameraspiele für Mobiltelefone auf den Markt. Je nach eingesetzter Technologie müssen die Spieler dabei nur sanft die Hand bewegen oder auch ordentlich zutreten.

Das legendäre Moorhuhn-Spiel beispielsweise setzte die Mobile Scope AG in ein Spiel für Mobiltelefone um. «Im Grunde wird die Kamera als Bewegungssensor genutzt», erklärt Markus Schütze Produktmanager des Softwareherstellers mit Sitz in Meerbusch (Nordrhein-Westfalen). Bewegt der Nutzer sein Handy, wandert das Fadenkreuz automatisch in die jeweilige Richtung mit. Ist ein Huhn im Visier, gilt es stillzuhalten, und das Geflügel zu treffen. Erhältlich ist das Kameraspiel allerdings nur für Handys mit dem Betriebssystem Symbian.

Photo-Pet heißt ein Kameraspiel des Spieleherstellers Elkware in Wedel (Schleswig-Holtstein), das auf den Siemens-Handys C65, CX65 und M65 vorinstalliert ist. «Wie bei einem Tamagochi geht es bei dem Spiel darum, ein virtuelles Haustier zu halten», erläutert Dieter Marchsreiter von der Elkware-PR-Agentur Between us in Haar bei München. Die Kamera wird bei Photo-Pet als Farbsensor eingesetzt. Nur wer das Handy auf ein Objekt in der Farbe hält, die das Tier gerade verlangt, und ein Foto schießt, kann gewinnen.

Programmiert wurde Photo-Pet in Java. Allerdings eignet sich die Sprache nur bedingt für Kameraspiele. «Jedes Java-Spiel muss aus Sicherheitsgründen an das jeweilige Mobiltelefon angepasst werden und ist deshalb sehr aufwendig», sagt Marchsreiter. Programmiert werden Java-Kameraspiele nämlich in einer abgeschotteten Umgebung mit dem Namen Java Sandbox, in der Viren keinen Schaden anrichten können, indem sie beispielsweise massenhaft Fotos per MMS verschicken.

«Da bei Java der Zugriff auf eine Kamera eigentlich nicht vorgesehen ist, muss der Hersteller für entsprechende Spiele fast die gesamte Handy-Technik offenlegen», erklärt Gerhard Schulz vom C-Lab in Paderborn, der Innovationswerkstatt von Siemens und der Universität Paderborn. Deshalb gibt es Java-Kameraspiele fast nur als vorinstallierte Versionen von den Handy-Herstellern.

Das C-Lab hat mit «Kick Real» ein Kameraspiel entwickelt, das auf allen Foto-Handys mit dem Betriebssystem Symbian läuft. Die Besonderheit des Elfmeter-Simulators ist der Einsatz der Technologie Augmented Reality. In einer erweiterten Realität kann der Handyspieler einen virtuellen Ball auf ein virtuelles Tor schießen, wenn er die Handykamera auf seinen Schussfuß richtet. «Man sieht tatsächlich seinen Fuß im unteren Teil des Handy-Displays und im oberen Teil den Torwart», beschreibt Schulz das Spiel.

Der Ball wird in das Kamerabild eingeblendet, aus der Fußbewegung des Spielers werden Schussrichtung und Geschwindigkeit berechnet - nur den Drall haben die Tüftler noch nicht hinbekommen. «Damit sich niemand langweilt, kann ein Torwartgegner mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden von Kreisliga bis Olli Kahn gewählt werden», sagt Schulz. Eigentlich ist Kick Real das Nebenprodukt eines EU-Forschungsprojektes, das sich mit der Herstellbarkeit von erweiterter Realität auf Kamera-PDAs beschäftigt hat. «Das Interesse an dem Spiel ist groß, jetzt suchen wir einen Vermarkter.»

Einer Telefonumfrage des Berliner Handyspiele-Anbieters Jamba zufolge interessieren sich 82 Prozent von 1000 befragten Jugendlichen für so genannte Multi-Player-Spiele. 69 Prozent können sich am meisten für farbige 3-D-Spiele begeistern und 47 Prozent schließlich für Spiele, in denen die Kamera des Mobiltelefons eine Rolle spielt.