Technik Technik: Punktgenaue Eingabe erleichtert die Arbeit

Essen/dpa. - Eher ein Schattendasein führen die so genanntenGrafiktabletts. Der Clou bei diesen Geräten: Es kommt ein Stift zumEinsatz - so wie man es aus der analogen Welt gewohnt ist.
Im Prinzip funktioniert ein Grafiktablett wie ein Blatt Papier,auf dem ein Stift bewegt wird. Der Unterschied besteht darin, dassdas Gezeichnete oder Geschriebene nicht auf der Unterlage, sondernauf dem Bildschirm dargestellt wird. Zudem wird nicht wie bei einemTouchpad oder Touchscreen der Kontakt des Stiftes auf dem Tablettabgetastet, sondern ein Signal vom Stift zum Tablett übertragen. Dadas Signal über mehrere Millimeter gesendet und empfangen werdenkann, lassen sich auch Vorlagen abpausen. Auch die Verwendungdrucksensitiver Stifte ist möglich, so dass der Druck, der auf denStift ausgeübt wird, den dargestellten Zeichenstrich beeinflusst: Werfest aufdrückt, bekommt auch einen kräftigen Strich.
Im professionellen Bereich gehören Grafiktabletts bereits zumStandard: Designer, Grafiker und Konstrukteure schwören auf derenpunktgenaue Eingabe. Die Verwendung eines Stiftes sei die präzisesteMöglichkeit, mit dem Computer zu interagieren, sagt Thomas Hofmann,wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ergonomie undDesignforschung der Universität Essen. Professionelle Geräte, wie sieetwa von den Herstellern Genius, Aiptek oder Wacom angeboten werden,kosten mehrere hundert Euro. Als Faustregel gilt: Je größer dasTablett, umso teurer ist es.
Während Profis mit Grafiktabletts bis DIN A3-Größe (45,7 mal 31,6Zentimeter) arbeiten, sind im Heim-PC-Bereich zur Nutzung für Text-oder Bildverarbeitung kleinere Geräte ausreichend. Diese sind bereitsab rund 50 Euro erhältlich. Allerdings sind Grafiktabletts unterPrivatanwendern bislang kaum verbreitet: «Im Heimcomputer-Bereichgibt es tatsächlich noch einiges Potenzial», sagt Sabine Mende vomjapanischen Hersteller Wacom mit Deutschlandsitz in Krefeld.
Der Einsatz eines Grafiktabletts ist Mende zufolge für alle Nutzerinteressant, die den Computer für unterschiedliche Zwecke einsetzen.Industriedesigner Thomas Hofmann hält ein Grafiktablett ausergonomischer Sicht dann für empfehlenswert, wenn nicht häufigzwischen dem Tippen auf der Tastatur und der Stifteingabe auf demTablett gewechselt wird. Der Umstieg bereite keine Schwierigkeiten:Studien hätten gezeigt, dass Computer-Neulinge sich schneller mitStift und Grafiktablett zurecht finden als mit einer Maus. DasPlatzieren des Cursors oder das Markieren und anschließendeVerschieben von Textteilen in einem Dokument mit einem Stiftentspreche eher den Erfahrungen aus der analogen Welt.
Auch Kinder können Hofmann zufolge mit Grafiktabletts rechteinfach an den Computer herangeführt werden. Kinder, die bereits sehrfrüh mit Tastatur und Maus umgingen, zeigten in Untersuchungen großeSchwächen beim Schreiben bis hin zur Grobmotorigkeit. Die Verwendungeines Grafiktabletts könne hingegen auch die Handschrift trainieren.
Allerdings besitzen Grafiktabletts auch Nachteile: «Mich störtdabei, dass das "Blatt" vom Ausgabegerät getrennt ist», sagt AndreasPrions, ein in Dortmund tätiger Industriedesigner, der selbstErfahrung mit Grafiktabletts im Profi-Bereich gesammelt hat. AuchErgonomie-Experte Hofmann sieht darin einen Nachteil: «Das Augewechselt beim Zeichnen ständig zwischen dem Tablett und dem Monitorhin und her.» Aus ergonomischer Sicht sei das nicht optimal.
Allerdings haben die Hersteller für dieses Problem bereits eineLösung gefunden: Wacom beispielsweise bietet unter der Bezeichung«Cintiq» Geräte an, die beides sind: Monitor und Grafiktablett. Mitdieser Synthese hätten Grafiktabletts eine weitere wichtige Stufeerreicht. Dass diese Produkte bis auf Weiteres aber nur von Profiseingesetzt werden, zeigt schon ein Blick auf den Preis: Je nach Größekosten diese Geräte bis zu 4000 Euro.
