Kaum Spenden aus Supermärkten Tafel in Havelberg hat nur wenig Lebensmittel zum Verteilen
Die Tafel in Havelberg versorgt wöchentlich rund 150 bedürftige Menschen. Lebensmittel aus Märkten werden weniger. „Tauschgeschäfte“ helfen.

Havelberg. - Gerade fährt der Transporter vor dem Domizil der Havelberger Tafel vor. Astrid Jager und Manfred Tüscher kehren von ihrer Runde durch Havelberg zurück, bei der sie aussortierte Lebensmittel aus den Supermärkten abgeholt haben. Groß ist die Ausbeute nicht, muss die Vorsitzende der Tafel, Heidi Gentzsch, wieder einmal feststellen.
„Es ist weiterhin schwierig, Waren zu bekommen. Zum Glück haben wir andere Möglichkeiten, sonst sähe es schlimm aus und wir könnten unsere Tafelkunden nicht mehr bedienen“, berichtet die Vorsitzende. Vom schwarzen Netto erhält die Tafel regelmäßig Lebensmittel, die nicht mehr für den Verkauf geeignet sind, von Aldi Obst und Gemüse und hin und wieder auch Lebensmittel vom roten Netto. Der Bäcker aus Schönhausen gibt Brot und Brötchen für die Tafel. Ein Landwirt aus dem Elb-Havel-Winkel spendet Kartoffeln. Das war es dann meistens schon. Das Zentrallager der Tafeln in Hohenerxleben ist eine Möglichkeit, an Lebensmittel für sozial Bedürftige zu gelangen. Eine weitere sind „Tauschgeschäfte“ wie etwa mit der Tafel in Waren (Müritz).
Organisationstalent gefragt
Im Zentrallager können Tafeln Palettenware bestellen. Ein Transportunternehmen, das bundesweit Tafeln unterstützt, übernimmt die Lieferung. Für das Zentrallager gibt es eine App auf dem Handy. Heidi Gentzsch zeigt, was gerade im Angebot ist. Adventskalender zum Beispiel, Chips, Kräuterbaguettes, Ketchup. Nicht alles kann sie in Riesenmengen gebrauchen. Auch nicht Getränke mit Pfand. Das Pfandgeld müsste von den Tafelkunden kassiert werden, diesen Aufwand können die Ehrenamtlichen bei der Ausgabe jeden Sonnabend nicht leisten.
Aber was geht, wird genommen und kann auch zum Tausch mit der Tafel in Waren (Müritz) genutzt werden. Mit dieser besteht vom Start der Havelberger Tafel im Sommer 2006 an eine sehr gute Kooperation. „Sie war die erste, die uns mit Lebensmittelspenden versorgt hat“, berichtet Heidi Gentzsch.
65 Kisten werden in Havelberg wöchentlich für rund 150 Personen, die aus der gesamten Region bis Klietz, Rehberg, Kamern und aus dem brandenburgischen Bereich kommen, gegen einen kleinen Obolus ausgegeben. Darunter sind Rentner, Einzelpersonen, einige Ukrainer. Es gibt viel mehr Bedürftige. Doch nicht alle kommen zur Tafel. Heidi Gentzsch denkt an Familien mit Kindern. „Wir versorgen hier nur wenige Kinder, so um die zehn bis zum Alter von zwölf Jahren. Dazu kommen noch einige Jugendliche. Der Bedarf ist aber da“, sagt sie. Das weiß sie auch aus der Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum in Havelberg, wo sie immer mal wieder zum Beispiel Süßigkeiten und Spielzeug hingibt. Auch an Kitas, Hort und SITI denkt sie, wenn sie Waren hat, die sich zur Weitergabe eignen. Lego-Spielsteine gehören auch mal dazu.
Mehr als die 65 Kisten kann die Tafel aber auch nicht Woche für Woche füllen. Und dafür ist schon viel Organisationstalent gefragt. Es gibt einfach nicht mehr so viele Lebensmittel, die aussortiert werden. Das war dieser Tage auch bundesweit Thema in den Medien. Heidi Gentzsch ist täglich für einige Stunden im Domizil der Tafel. Sie friert viel ein, um Reserven zu haben, und hat zum Beispiel für die Weihnachtszeit vorgesorgt, damit Tafelkunden etwa Mehl, Zucker und Butter für die Weihnachtsbäckerei bekommen können. Cappuccino gab es aus Rathenow.
Süßes zur Weihnachtszeit
„Leider habe ich bisher keine Weihnachtsmänner bekommen“, denkt sie an die festliche Zeit, zu der diese dazu gehören. Wenn sich der Inhalt der Adventskalender dafür eignet, wird sie das Süße daraus in Tüten verpacken. Große Fahrten, um Waren abzuholen, kann sich die Tafel nicht leisten. Diesel ist teuer. Jede Art der Unterstützung ist willkommen. Die Tafel ist froh, dass die Stadt und Stadtwerke helfen.
Ein weiteres Problem der Havelberger Tafel ist immer noch die Frage der Nachfolge für Heidi Gentzsch, denn mit 80 Jahren möchte sie die Tage doch mal ruhiger angehen und sich mehr auf ihre und die Gesundheit ihres Mannes konzentrieren können. Gesucht wird jemand im Ruhestand, der sich um Warenbeschaffung und Logistik kümmert. „Sie oder er sollte Interesse für unsere Arbeit hier mitbringen und sich engagieren wollen“, sagt sie.
Für den Tafelvorsitz gibt es einen Ausblick. Die Neuwahlen stehen im Frühjahr an. Auch für die Ausgabe der Lebensmittel könnten Jüngere nachrücken. 20 Frauen und Männer kümmern sich darum, jeder ist einmal in vier Wochen an der Reihe. Unterstützen kann man die Tafel aber auch als Mitglied und mit Spenden.
Im Prinzip ist jede Hilfe willkommen, damit auch im neuen Jahr bedürftigen Menschen geholfen werden kann.