Sylvia Neid Sylvia Neid: Barbiepuppen und Klosterschüler
Leipzig/MZ. - Aber eben nur auf den ersten Blick, denn die 37 Jahre alte Trainerin Sylvia Neid muss sich mit alltäglichen Problemen herumärgern. Shelley Thompson, eine ihrer besten Spielerinnen, musste absagen, weil sie von ihrer Klosterschule nicht frei bekam. "Das erinnert mich alles ein bisschen daran, wie ich mich vor gut 25 Jahren auf dem Bolzplatz im verschlafenen Städtchen Walldürn im Odenwald gegen wesentlich ältere Jungs behaupten musste. Manch zweideutiger Blick wurde mir da hinterhergeworfen", erzählt Sylvia Neid. Die gelernte Fachverkäuferin für Fleisch- und Wurstwaren setzte sich durch, gewann im Fußball mehr, als die meisten ihrer männlichen Kollegen je erreichen werden: Sieben deutsche Meisterschaften, drei Europa- und eine Vizeweltmeisterschaft, dazu 111 Länderspiele.
"Trotz aller Erfolge des deutschen Frauen-Fußballs: Wir haben jede Menge Nachholbedarf", stellt Sylvia Neid nicht nur mit Blick auf ihren Jahrgang fest. Neid: "Es ist einfach so, was meine 19-Jährigen beherrschen, das kann ein Junge, der in einem guten Verein ausgebildet wurde, mit 14. Den Frauen fehlen vor allem gute Trainer." Deshalb hat Sylvia Neid nach ihrer Karriere einen Trainerlehrgang belegt. "Mit diesem Abschluss könnte ich übrigens auch eine Männermannschaft in die ersten Liga trainieren", sagt Sylvia Neid. "Ich kann mir aber nicht ernsthaft vorstellen, dass man da wirklich auf eine Frau hört"
Also wird sich Sylvia Neid weiter um ihre Mädchen kümmern, die trotz aller Erfolge kein Mensch auf der Straße um ein Autogramm bitten würde, die deswegen "auf dem Platz auch viel schüchterner sind als beispielsweise die US-Girls. Deren Stars sind in ihrer Heimat so populär wie Andre Agassi, Barbiepuppen werden nach ihren Porträts gefertigt. Meine Realität sieht anders aus. Ich muss eben darum kämpfen, das man auch hinter Klostermauern Verständnis für Frauen-Fußball entwickelt."