Stéphanie von Monaco: «Ich würde nichts anders machen»
Monte Carlo/dpa. - Prinzessin Stéphanie von Monaco hat jahrzehntelang mit ihrem Lebensstil und Affären für Schlagzeilen gesorgt. Doch das jüngste Kind der Fürstenfamilie Grimaldi ist längst erwachsen und reif geworden.
An diesem Freitag (1. Februar) wird die Mutter von drei Kindern 43 Jahre alt. In einem Interview mit der dpa sprach die Prinzessin über ihr Leben, ihre Kinder, ihre Aufgaben und ihre Angst vor Paparazzi.
Sie haben neue Aufgaben übernommen, wie die Präsidentschaft des internationalen Zirkusfestivals von Monte Carlo. Warum interessieren Sie sich für den Zirkus und die Welt der Artisten?
Stéphanie von Monaco: «Das ist fast schon genetisch bedingt. Mein Vater hat mir diese Leidenschaft vererbt. Er hat mich immer in den Zirkus mitgenommen. Dieses Interesse und diese Liebe zur Zirkuswelt sind ganz natürlich gewachsen. Mein Vater hat die Welt des Zirkus, die Mentalität und die Werte, die sie widerspiegelt, schon immer geschätzt. Für mich ist der Zirkus zu einer Leidenschaft geworden, zu etwas, mit dem ich lebe. Ohne diese Leidenschaft könnte ich mich nicht so für dieses Festival engagieren, das ich seit dem Tod meines Vaters im April 2005 leite. Dieses Festival zu organisieren, bedarf viel Zeit. Das ganze Jahr über müssen Nummern angeschaut und eingereichte Videos gesichtet werden. Das ist mit viel Arbeit verbunden. Zirkus steht beispielhaft für Arbeit und das gefällt mir. Im Zirkus gibt jeder sein Bestes und bringt sich mit Leib und Seele ein, um das Publikum zu begeistern und es zum Träumen zu bringen.»
Warum übt die Zirkuswelt eine solche Faszination auf Sie aus?
Stéphanie von Monaco: «Die Welt des Zirkus verkörpert für mich Grundwerte einer Gesellschaft. Der Zirkus lügt nicht, täuscht nichts vor. In den Nummern stecken Jahre der Arbeit, der Anstrengung. Jahre, in denen Zeit und Energie geopfert und oft auch gelitten wird. Zirkusartist zu sein, ist kein einfacher Beruf. Der Applaus des Publikums ist die einzige Motivation, nicht das Geld. Für die Künstler ist die höchste Belohnung die Begeisterung der Zuschauer und das Gefühl, dass ihre Arbeit geschätzt wird. Diese Prinzipien, Respekt vor der Arbeit, aber auch Respekt vor dem anderen, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sind Werte, die der Zirkus für mich verkörpert. Der Zirkus kennt keine Nationalitäten, keine Religionsunterschiede. Er vereint Artisten aus aller Welt.»
Würden Sie gern selber einmal im Zirkus auftreten? Wenn ja, in welcher Disziplin?
Stéphanie von Monaco: «Natürlich hätte ich Lust, im Zirkus aufzutreten. Ich habe auch schon einige Disziplinen ausprobiert. Jonglieren kann ich nicht. Meine Versuche waren eine Katastrophe. Ich würde gern mit Tieren arbeiten, mit Elefanten. Elefanten sind faszinierende Wesen. Sie strahlen Ruhe aus und sind friedfertig. Zudem haben sie ein außergewöhnliches Gedächtnis. Ein Elefant ist in der Lage, eine Nummer aufzuführen, die er seit Jahren schon nicht mehr gezeigt hat. Er braucht nur die entsprechende Musik zu hören. Elefanten sind unwahrscheinlich folgsame Tiere und können einzigartige Beziehungen zu Menschen aufbauen.»
Sie sind nicht nur Präsidentin des Zirkusfestivals, sondern auch Schirmherrin der Aids-Hilfe-Vereinigung «Fight Aids Monaco». Was hat Sie zu dieser Aufgabe bewegt?
Stéphanie von Monaco: «Ich glaube, heute gibt es immer mehr Menschen, die aus ihrem mittelbaren oder unmittelbaren Umfeld eine an Aids erkrankte Person kennen. Ich war erschüttert, als ich eines Tages von einem Aids-Fall aus meinem Bekanntenkreis erfahren habe. Ich war zu diesem Zeitpunkt an einem Wendepunkt meines Lebens angelangt, wo ich bereit war, mich für den Kampf gegen diese Krankheit einzusetzen. Natürlich war ich mir schon vorher über das Aids-Problem bewusst, aber nun wollte ich reagieren und meinen Namen in den Dienst dieser Sache stellen.»
Welche Rolle spielen Sie innerhalb dieser Vereinigung und welches Ziel verfolgen Sie?
Stéphanie von Monaco: «Nicht die Krankheit tötet, sondern der Blick der anderen, wie ein HIV-Infizierter mir sagte. Die Krankheit darf nicht mehr stigmatisiert werden. Krebskranke werden bemitleidet, HIV- Positive eher gebrandmarkt. Man darf keinen Unterschied zwischen den Leiden machen. Die Krankheit darf nicht verteufelt werden. Die Art und Weise, wie wir mit dieser Krankheit umgehen, muss geändert werden und dazu wollen wir mit unserer Vereinigung und unseren Veranstaltungen beitragen, deren Erlös gleichzeitig das alltägliche Leben der HIV-Infizierten erleichtern soll. Ich glaube, es ist höchste Zeit zu handeln. Ich habe Kinder, die in dieser Welt groß werden. Auch deshalb ist für mich dieses Engagement wichtig.»
Sie sind Mutter von drei Kindern. Welche Erziehung und welche Werte versuchen Sie Ihren Kindern zu vermitteln?
Stéphanie von Monaco: «Respekt, Respekt vor anderen, Respekt vor der Umwelt und vor allem vor sich selbst. Gleich danach kommt der Dialog miteinander. Man muss über alles miteinander reden können, ehrlich und aufrichtig sein. Gleichzeitig versuche ich zu vermitteln, dass es wichtig ist, sein eigenes Leben zu leben und nicht das Leben der anderen.»
Die Grimaldis sind traditionell katholisch. Papst Johannes Paul II. sagte einst, dass Glück in der Erfahrung liegt, anderen zu helfen. Teilen Sie diese Meinung?
Stéphanie von Monaco: «Es gibt keine universelle Definition von Glück. Glück ist etwas sehr persönliches, etwas, dass nur einen Moment, wenige Sekunden dauert. Ebenso wie Schönheit. Auch für Schönheit gibt es keine allgemeine Definition. Schönheit und Glück sind vergänglich. Ich empfinde ein Gefühl der Zufriedenheit, wenn ich weiß, dass ich helfen kann, andere glücklich machen kann, ihr Leiden etwas erleichtern kann. Ich fühle mich nützlich. In diesen Augenblicken, sage ich mir, dass ich viel Glück habe.»
Sie waren in ihrem Leben Sängerin und Modedesignerin. Was hat Ihnen am besten gefallen?
Stéphanie von Monaco: «Mit 40 Jahren denkt und handelt man anders als mit 20. Musik spielt für Jugendliche im Allgemeinen eine wichtige Rolle. Auch ich habe da keine Ausnahme gemacht. Man sucht seinen Weg. Das ist normal. Im Leben durchschreitet ein jeder verschiedene Phasen. Ich wäre nicht die Person, die ich heute bin, ohne diese Erfahrungen. Wenn mich jemand fragen würde, ob ich in meinem Leben etwas anders machen würde, würde ich sagen: nein.»
Ihre Schwester Caroline ist mit einem Deutschen verheiratet. Sind Sie schon öfter in Deutschland gewesen?
Stéphanie von Monaco: «Leider nicht. Ich würde gern Deutschland besuchen. Ich glaube, es ist ein sehr interessantes Land. Doch aufgrund einer gewissen Presse habe ich immer gezögert. Ich kenne durch den Zirkus viele Deutsche. Sie sind charmant und freundlich. Ich würde gern mit meinen Kindern Deutschland besuchen. Doch leider hat mich die Aggressivität der Presse bisher davon abgehalten. Das gleiche trifft auch für Spanien und andere Länder zu.»
Sollten Ihrer Meinung nach gegen Paparazzi schärfere gesetzliche Maßnahmen ergriffen werden?
Stéphanie von Monaco: «Eine bestimmte Presse will von dem Image der rebellischen Prinzessin nicht loslassen. Ich war keine Rebellin. Ich war eine Jugendliche und eine junge Erwachsene, so wie andere auch. Ich würde mir niemals erlauben, andere so zu verurteilen, wie ich verurteilt wurde. Ich verstehe das Interesse der Journalisten, Fotografen und der Leser am Leben der Stars und Reichen. Doch sollten diese Personen des öffentlichen Lebens mit mehr Respekt behandelt werden. Eine Scheidung oder der Tod einer Mutter sind schwierige Momente. Jeder anderen Person würde man ein Minimum an Respekt zollen. Warum dieser Eifer, mit dem man angegriffen und beschmutzt wird? Ich will mit meinen Kindern in Ruhe leben. Seitdem ich mich für humanitäre Zwecke engagiere, hat sich das Interesse an meiner Person, zumindest in Frankreich, etwas gelegt. Jetzt hat sich das Spiel teilweise verkehrt. Ich bin es jetzt, die im Namen der Aids- Vereinigung auf die Presse zugeht.»
Interview: Sabine Glaubitz, dpa