Stadion der Stadt Halle Stadion der Stadt Halle: Löbejüner Porphyr am Gesundbrunnen
Halle/MZ. - Rolf Riemer (77) schreibt sich in diesen Tagen die Finger wund. Der rüstige Rentner sorgt sich um die Zukunft des Kurt-Wabbel-Stadions, das "mich fast mein ganzes langes Leben begleitet hat". Die Tage der Denkmal geschützten Anlage scheinen gezählt, seitdem das Konzept für einen neuen Sportkomplex das Wohlwollen von Halles Stadtvätern gefunden hat. "Eine so traditionsreiche Stätte darf nicht einfach sterben. Fußball muss weiter möglich sein. Und vielleicht entsteht ja da drin auch eine Trainings- und Wettkampfstätte für Radsportler", hat Riemer seine Vision von einer weiteren Nutzung.
Anfang der Zwanziger Jahre planten die damaligen Stadtverordneten das Stadion. Am 27. Mai 1923 wurde die Arena, als eine der modernsten konzipiert, eröffnet - als Provisorium, denn in den Zwanzigern war das Geld mehr als knapp. So entstand anfangs nur ein Platz mit Aschenbahn, ohne Tribüne und Umkleidemöglichkeiten. "Einen reichlich verunglückten Bau", nannte es Stadtrat Franz Joest, "halbfertig und ungeeignet, den großen sportlichen Verkehr in unsere Stadt zu bringen". Schritt für Schritt ging es später voran. Das Gesundbrunnen-Bad kam hinzu, die Tribüne wurde errichtet, doch als die 480 000 Reichsmark für diese Bauphase ausgegeben waren, dauerte es wieder Jahre.
1935 wurde die endgültige Fertigstellung beschlossen. Dazu gehörten die hohen Außenmauern aus Löbejüner Porphyr, der breite Rundgang, die Stehplätze für 35 000 Zuschauer und die Haupttribüne mit 3 000 Sitzplätzen, die von zwei Eingangstürmen flankiert wurden. Einen Tag nach der Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin war alles fertig. Fußball, Feldhandball und Leichtathletik dominierten. So bewunderten Tausende 1938 bei einem Sportfest den Olympiasieger im Kugelstoßen, Hans Woellke.
In den Jahren bis nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt das Stadion vier Namen. Es hieß zunächst Kampfbahn der Stadt Halle, dann ab 1936 Mitteldeutsche Kampfbahn, ab 1939 Horst-Wessel-Kampfbahn und wurde dann im November 1945 in Kurt-Wabbel-Stadion umbenannt. "Kurt Wabbel war ein hallescher Ringer im Kampfsportverein Atlas und KPD-Stadtverordneter, der im Konzentrationslager Buchenwald umgekommen ist", erinnert sich Riemer. Ein Städtevergleich der Fußballer aus Halle und Dessau eröffnete den Sport nach dem Krieg.
Darüber lesen Sie in weiteren Folgen, wenn die MZ über große Tage im Boxen und Radsport, in der Leichtathletik, im Handball und Fußball berichtet.