Stabhochsprung Stabhochsprung: Annika Becker rennt der Angst davon
Sindelfingen/dpa. - Ganz anders als bei ihrem schweren Trainingsunfall am 8. Februar 2004, als der Erfurterin im Training der Glasfieberstab brach und sie so kopfüber auf die Matte stürzte, dass die Beobachter nur eines dachten: Hoffentlich hat sich die Vize-Weltmeisterin nicht das Genick gebrochen. Annika Becker kam mit großen Schmerzen, einem Muskelanriss und sechs Wochen Halskrause davon. Aber sie kam nicht mehr auf die Beine in der Disziplin, die in der Leichtathletik den größten Mut erfordert.
Bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Sindelfingen trat Annika Becker im Weitsprung an. Mit international nicht konkurrenzfähigen 6,40 m holte sie sich die Bronzemedaille. Sie kehrte ihren Konkurrentinnen den Rücken, als diese sich direkt hinter ihr in die Höhe schraubten. «Ich habe mich auf das Weitspringen konzentriert, aber auch immer mal wieder rübergelinst.» Und? «Ich würde mit dem Stabhochspringen wieder anfangen, wenn das Kribbeln wieder da ist», sagte sie auf die immer wieder gestellte Frage nach ihrem Comeback. «Ich werde bestimmen, wann es losgehen kann.»
Während Annika Becker sich die Sandkörner aus den Schuhen schüttelte, versuchte die Mainzerin Carolin Hingst ihr im Glaspalast den deutschen Rekord (4,68 m) abzujagen. Doch die neue Titelträgerin scheiterte an 4,70 m. «Sie fehlt uns. Ich würde sie lieber bei uns hier sehen», sagte Carolin Hingst über ihre langjährige Rivalin. Der Unfall? «Das gehört dazu. Ich bin auch schon öfter neben der Matte aufgekommen. Das ist ein Restrisiko, damit muss man leben.» In den USA tragen viele Stabhochspringer Helme, weil es im Collegesport sogar Tote gegeben hat.
Annika Becker wurde sogar schon empfohlen, sich einen Psychologen zu nehmen. Nur zu gerne hätte der krisengeplagte Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) wieder die Weltklasse-Athletin in der Nationalmannschaft. «Ich schaffe es alleine», betonte die rothaarige Sportlerin, deren Höhenflüge ein so jähes Ende genommen haben. Und: «Ich finde es schade, dass meine Leistung beim Weitsprung nicht so richtig anerkannt wird.»