Spiel um die Meisterschaft Spiel um die Meisterschaft: Bremen beweist Nervenstärke und holt sich den Titel

Bremen/dpa. - Werder Bremen hat die Meisterschaft mit einerPointe gekrönt: Ausgerechnet im Wohnzimmer des Erzrivalen FC BayernMünchen wurde der vierte Titel perfekt gemacht. Das 3:1 imOlympiastadion war der i-Punkt auf eine erfolgreiche Saison undzugleich eine Demütigung für den geschlagenen Titelverteidiger. Nachden verbalen Attacken von Bayern-Manager Uli Hoeneß im Vorfeld desSpitzenspiels führten die Bremer den Rekordmeister vor und begannenvor den Augen der Münchner im Olympiastadion mit den Feierlichkeiten,die erst am Sonntagmorgen in Bremen endeten. Die Bayern spendiertenaber immerhin den ersten Champagner.
Bei den Verlierern löste die Heimpleite eine Torwart- undTrainerdiskussion aus. Oliver Kahn patzte beim Bremer Führungstor undleitete wie schon beim Ausscheiden in der Champions League gegen RealMadrid und wie beim DFB-Pokal-Aus in Aachen die Niederlage ein. CoachOttmar Hitzfeld, der zum 30. Juni 2005 den Rekordmeister verlassenwill, bekräftigte am Sonntag: «Ich erfülle meinen Vertrag.» Nacheiner Saison ohne Titel war bereits über eine vorzeitige Trennungspekuliert worden.
Der Gefühlsausbruch bei Ailton nach dem Spiel zeigte die ganzeAnspannung, die auf der Bremer Mannschaft lastete. Der Brasilianerweinte bitterlich. Er dankte Gott und widmete die MeisterschaftMutter und Bruder, die kürzlich gestorben sind. «Ailton gut, Werdergut, alles gut», sprudelte es nur so aus dem Torjäger heraus. Auf denanstehenden Transfer (zusammen mit Mladen Krstajic) zu Schalke 04wollte der 30 Jahre alte Stürmer am Tag seines ersten Titelgewinns inseiner Karriere nicht angesprochen werden. «Der Wechsel tut ihm ammeisten weh», sagte Clubchef Jürgen L. Born. Er war 1998 am Einkaufdes 27fachen Saison-Torschützen beteiligt.
«Ich habe einen Riesentag erlebt», freute sich Trainer ThomasSchaaf. Er genoss zunächst den Triumph ähnlich wie Franz Beckenbauernach dem WM-Sieg 1990 allein und gedankenversunken auf dem Rasen undwurde nach der Rückkehr in Bremen von der Riesenbegeisterungüberrascht. 25 000 Anhänger hatten das Spiel auf einerGroßbildleinwand auf dem Domshof am Rathaus verfolgt, rund 15 000Fans bereiteten dem Team bei der Ankunft auf dem Flughafen einenbegeisternden Empfang. «Das ist unglaublich, was hier abgeht»,staunte Sportdirektor Klaus Allofs.
Zusammen mit Schaaf gilt der Ex-Nationalspieler als «Baumeister»des vierten Titelgewinns nach 1965, 1988 und 1993. Mit einergeschickten Personalpolitik öffnete das Duo dem Verein die Tür zum«Geldschrank» Champions League. Mit den künftigen Einnahmen inMillionenhöhe kann Werder in Zukunft noch besser planen und sich aufdem Transfermarkt nach internationalen Stars umsehen. «Natürlich habeich ein wenig nach Bremen geschielt. Wenn man in München Meisterwird, ist das etwas Besonderes», freute sich Lauterns NationalstürmerMiroslav Klose, der nächste Saison im Trikot des Meisters spielt.
Prominente aus Sport und Politik gratulierten zur souveränerrungenen Meisterschaft. Das Team habe «mit seiner Spielfreude undseinem technischen wie taktischen Spiel die Fußballfreunde in ganzDeutschland begeistert», schrieb Bundeskanzler Gerhard Schröder.«Werder ist ein absolut verdienter Meister. So wie Werder in derersten Halbzeit aufgetreten ist, spiegelt das die gesamte Saisonwider», sagte DFB-Teamchef Rudi Völler, der die Treffer von IvanKlasnic (19.), Johan Micoud (26.) und Ailton (35.) und das Gegentorvon Roy Makaay (55.) mit 63 000 Zuschauern im Olympiastadion erlebte.
Die Werder-Fete bis zum frühen Sonntagmorgen in einem Gasthaus vorden Toren Bremens zeigte, dass der Verein auch feiern kann. Die Partylief im Vorfeld unter «Geheime Kommandosache». Trainer undSportdirektor waren in die Vorbereitungen des Marketingchefs ManfredMüller nicht eingeweiht. «Die Überraschung ist uns gelungen», freutesich das Vorstandsmitglied. Müller hatte den Saal in grün-weißLuftballons dekorieren lassen und eine Band mit «heißen Rhythmen»engagiert.
Die Meisterschale erhält das Team am Samstag nach dem letztenSaison-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen im Weserstadion. Danachsteht die weitere Krönung der Bremer an: Beim Pokalfinale am 29. Maiin Berlin soll gegen Alemannia Aachen das erste Double derClubgeschichte perfekt gemacht werden.
