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Spanien Spanien: Zebrechlicher Andrés Iniesta wird als Held gefeiert

Von Hubert Kahl 07.05.2009, 18:19

Madrid/dpa. - Als das Publikum an der Stamford Bridge den Schlusspfiff herbeisehnte, spielte Barça-Stürmer Lionel Messi den Ball in der 93. Minute an Andrés Iniesta weiter. Und der schmächtige Mittelfeldspieler drosch den Ball in einem Akt der Verzweiflung zum 1:1 in den Winkel des Chelsea-Tors und schoss damit sein Team ins Finale.

«In diesen Schuss habe ich meine ganze Seele hineingelegt», berichtete der Schütze überglücklich. Die Zeitung «El Periódico» sprach «San Andrés» vor lauter Begeisterung heilig. Das Fachblatt «Sport» schilderte die Szene so: «Plötzlich erschien der Herrgott in einem gelben Trikot mit der Nummer 8 auf dem Rücken...» Dabei ist Iniesta alles andere als ein Goalgetter. «Ausgerechnet der, der den Ball sonst nie reinhaut, macht jetzt das Tor, und wir sind im Finale in Rom», freute sich Trainer Josep Guardiola. «Niemand hat den Treffer so verdient gehabt wie Iniesta.»

Der 24-Jährige, wegen seiner zerbrechlich wirkenden Statur «Sweet Iniesta» genannt, zählt schon seit Monaten zu den besten Spielern im Barça-Team der Fußballkünstler. Aber er steht zumeist im Hintergrund. Er ist kein Regisseur wie Xavi, kein Weltstar wie Messi und kein Torjäger wie Samuel Eto'o. Iniesta ist derjenige, der mit seinen Dribblings Abwehrblöcke aufreißt und den Torschützen die entscheidenden Vorlagen liefert. Ex-Trainer Frank Rijkaard bezeichnete ihn als den «Bonbon-Verteiler».

Iniesta spielt im Mittelfeld auf allen denkbaren Positionen, zuweilen auch als zurückhängender Außenstürmer. Wegen seiner zurückhaltenden und bescheidenen Art ist er bei den Fans einer der beliebtesten Spieler im Barça-Team. «An ihm sollte der Nachwuchs sich ein Beispiel nehmen», meinte Guardiola. «Er lässt sich nicht die Haare färben oder die Haut tätowieren. Trotzdem wissen alle, dass er der Beste ist.»

Iniesta stammt aus einer bescheidenen Familie aus dem Dorf Fuentealbilla in der Mancha. Als Zwölfjähriger wurde er von Barça- Talentsuchern entdeckt. Trainer Louis van Gaal verhalf ihm 2002 zum Debüt in der Profi-Elf. Mit seiner Technik und seinem Spielwitz wurde er zum Kernstück im Kurzpass-Spiel der Katalanen. «Iniesta ist Barças Stein der Weisen», betonte die Zeitung «El País». Eine Schlüsselrolle spielt er auch in Spaniens Nationalelf, mit der er 2008 Europameister wurde.