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Spanien Spanien: Ronaldo löst Debatte aus: Mehr Leistung mit Mundschutz?

Von Hubert Kahl 07.04.2010, 15:33

Madrid/dpa. - «Willder Stürmer von Real Madrid sich mit dem Kunststoffteil vor Remplernund Ellbogenchecks der Gegner schützen?», fragten sich die Fans.

Das Sportblatt «Marca» löste das Rätsel auf. Der teuerste Kickerder Welt trug den Mundschutz nicht, um damit Kieferverletzungen zuverhindern, sondern als eine Art «Geheimwaffe». «Die Vorrichtung hates in sich», wusste Spaniens auflagenstärkste Zeitung zu berichten.«Sie schützt nicht nur, sondern sie stärkt auch den Gleichgewichts-Sinn, die Kraft und die Leistung.» Der Mundschutz bewirke, dass dieKaumuskeln sich zusammenziehen. Dies ermögliche bei der Atmung eineerhöhte Sauerstoffzufuhr und folglich ein größeres Leistungsvermögen.

Die Hersteller werben damit, dass Athleten in diversen Sportartengute Erfahrungen mit dem Mundschutz gemacht hätten. Dazu zählen nichtnur (Eis-)Hockey, Rugby- oder American-Football-Spieler, die guteGründe haben, ihre Kiefer zu schützen. Auch Schwimmer, Leichtathletenoder Golf-Asse, die keine Zusammenstöße mit ihren sportlichen Rivalenbefürchten müssen, hätten die Vorzüge des Mundschutzes entdeckt. Zuseinen Anhängern zählen laut «Marca» unter anderem der Golfstar TigerWoods, die Motorrad-Trial-Weltmeisterin Laia Sanz, der Rallye-FahrerAlbert Bosch oder auch einige Fußballer des AC Mailand.

Die angeblichen Wunderwirkungen sind aber nicht unumstritten. DasKonkurrenzblatt «As» will erfahren haben, dass Ronaldo den Mundschutznur probeweise getragen habe und mit dem Ergebnis nicht zufriedengewesen sei. «Der Portugiese wird sich das Ding nicht noch einmal inden Mund stecken, denn es hat ihn beim Atmen gestört», schrieb dieMadrider Zeitung.

Der Sportmediziner José González betonte in einer Kolumne: «DerMundschutz ist nichts anderes als eine Schutzvorrichtung. Mit demLeistungsvermögen oder der Atemaktivität hat er nichts zu tun.» NachAnsicht des Arztes sind die Plastikapparate nichts anderes als eineModeerscheinung, die - ähnlich wie vor Jahren die Nasenpflaster -irgendwann wieder verschwinden wird.

In den USA aber schwören immer mehr Sportler auf die Wirkungen desMundschutzes, auch wenn dessen Entwicklung noch in den Anfängensteckt. «Derzeit wird noch erforscht, ob damit die Atemaktivitätgefördert und die Ermüdung der Kiefermuskeln reduziert wird», sagteder Sportwissenschaftler Fabio Comana der «New York Times». Und: «Sowie es aussieht, scheint etwas daran zu sein.» Die Zeitung wies aberdarauf hin, dass zumindest von den - für wenig Geld angebotenen -Standardmodellen keine Wunderdinge zu erwarten seien: «Mundstücke,die die Leistung steigern sollen, müssen vom Zahnarzt individuellangepasst werden. Sie kosten Hunderte oder Tausende von Dollar.»dpa hk xx a3 tp 071116 Apr 10