Spanien Spanien: Real Madrid nach langer Leidenszeit obenauf
Madrid/dpa. - Mitdem 3:1 (0:1) über den RCD Mallorca sicherten sich die «Königlichen»als erster großer Verein des Kontinents den 30. Meistertitel,entthronten den Erzrivalen FC Barcelona und bescherten David Beckhameinen Hollywood-reifen Abschied. Eine halbe Million Anhänger strömtenin der spanischen Hauptstadt auf die Straße, um den neuen «Campeón»zu feiern, der vor drei Monaten kaum noch vom Titel träumen konnte.Überschattet wurde die Fiesta von Ausschreitungen randalierenderFans: 108 Menschen wurden verletzt, darunter 14 Polizisten. ZehnHooligans wurden festgenommen, teilten die Behörden am Montag mit.
«Real Madrid ist zu alter Größe zurückgekehrt», jubelte ClubchefRamón Calderón, den Tränen nahe. Doch die Presse wollte die Euphorienach 1456 Tagen ohne Titel nicht ganz teilen. Zwar habe Real einespektakuläre Aufholjagd hingelegt, doch fußballerisch liege vielesnach wie vor im Argen. Das weiß auch die Clubspitze - und plant daherden nächsten Coup: Angeblich ist Real bereit, 80 Millionen Euro fürBrasilien-Star Kaká an den AC Mailand zu zahlen. Es wäre der teuersteTransfer der Fußball-Geschichte. Doch die Italiener winken bisher ab.
Den schönsten Fußball, da sind sich die Experten nahezu einig, hatUEFA-Cup-Sieger FC Sevilla gespielt. Der Club des Ex-StuttgartersAndreas Hinkel wurde nach dem 0:1 gegen Villarreal Dritter. «Real hatden Thron dagegen im Todeskampf erreicht», meinte «El País».
Dabei sah es auch am Sonntagabend knapp 70 Minuten so aus, alswürde der punktgleiche FC Barcelona im Fernduell das Rennen machen.Doch dann wurde José Antonio Reyes zu Reals Matchwinner. Er war fürden nach Los Angeles wechselnden Engländer Beckham in der 67. Minuteeingewechselt worden und erzielte eine Minute später das ersehnte1:1. Mahamadou Diarra (80.) und erneut Reyes (83.) machten den Erfolgfür die Mannschaft von Trainer Fabio Capello perfekt. Das 5:1 (3:0)bei Absteiger Gimnàstic Tarragona nutzte Erzrivale «Barca» nichts.
Im Bernabéu-Stadion wurden die «Königlichen» gefeiert wie zuletzt1998 beim Gewinn des siebten Europacups unter Jupp Heynckes. SelbstHollywood-Star Tom Cruise und Gattin Katie Holmes, die das Spiel aufEinladung von Beckham-Frau Victoria auf der Tribüne verfolgten, sahensich veranlasst, ihre Sonnenbrillen abzunehmen und in den Jubeleinzustimmen. Beckham küsste den Rasen und ließ sich mit seinenSöhnen Romeo, Brooklyn und Cruz an der Hand auf dem Rasen feiern. Derletzte der «Galaktischen», von Capello vorübergehend geschasst, warneben Torschützenkönig Ruud van Nistelrooy (25 Treffer) einer derGaranten des Titelerfolgs.
Capello, für den der Sieg das schönste Geschenk zum 61. Geburtstagwar, nahm indes kein Blatt vor den Mund. «Clubpräsident Calderón hatmich nicht unterstützt», klagte der Italiener, der lange Zeit heftigfür seinen Sicherheitsfußball kritisiert und sogar auf dieAbschussliste gesetzt worden war. «Reicht ihm nun der Meistertitel,um mich zu halten?», fragte er bissig, während sein Handy ständigklingelte: «Alle rufen mich an, plötzlich habe ich nur noch Freunde.»
Tatsächlich wird der Ruf immer lauter, Capello solle bleiben - wasBernd Schusters Chancen auf die Nachfolge schmälert. Der 47-jährigeDeutsche gilt wegen seiner Erfolge mit Vorstadtclub FC Getafe (Rang9) als Top-Favorit für das Traineramt bei Real. Vorsorglich brachtesich der «blonde Engel» am Montag im «DFB.de-Gespräch der Woche» nochmal ins Gespräch. Er sei «bereit», Real nächste Saison zu trainieren.
Katzenjammer herrscht derweil beim FC Barcelona. «Wir haben mitFeuer gespielt und uns verbrannt», räumte Clubpräsident Joan Laportaein. Der Verein habe sich als sicherer Sieger gefühlt und deshalb anBiss verloren. «Wir müssen das nun in aller Ruhe analysieren», sagteTrainer Frank Rijkaard wortkarg. Über eine Prämie von zwei MillionenEuro, die der Club angeblich RCD Mallorca im Falle eines Sieges beiReal zahlen wollte, war nichts mehr zu hören. Hingegen dürfen sichdie Real-Spieler über einen Bonus von 350 000 Euro pro Kopf freuen.
