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Spanien Spanien: Katalanen und Basken spielen Fußball für Unabhängigkeit

Von Hubert Kahl 09.10.2006, 16:51

Barcelona/Madrid/dpa. - Es kommt nicht alle Tage vor, dass einFußballspiel von zwei regionalen Auswahlmannschaften mehr als 56 000Zuschauer anlockt. Noch ungewöhnlicher ist dies bei einer Partie,deren Ausgang niemanden interessiert. In Barcelona brachten es dieTeams der spanischen Regionen Katalonien und Baskenland bei ihremFreundschaftsspiel am Sonntagabend fertig, mehr Fans zu mobilisieren,als dies die spanische Nationalelf normalerweise tut.

Dabei war das fußballerische Geschehen im Camp-Nou-StadionNebensache. Den Katalanen und Basken ging es bei ihrem erstenAufeinandertreffen seit 35 Jahren nicht so sehr um Flanken,Dribblings und Tore, sondern um eine sportpolitische Demonstration:Beide Regionen wollen eigene Nationalmannschaften haben und an Welt-und Europameisterschaften teilnehmen. Dieser Forderung sollteNachdruck verliehen werden.

«Schottland oder Wales dürfen auch an internationalen Wettbewerbenteilnehmen, und in Großbritannien regt sich niemand darüber auf»,betonte der katalanische Regierungschef Pasqual Maragall. Seinbaskischer Amtskollege Juan José Ibarretxe ergänzte: «Ich habe nichtsgegen die spanische Nationalelf, wie ich auch nichts gegen dieitalienische habe. Aber meine Nationalelf ist die baskische.»

Spanien weigert sich jedoch, es den Katalanen und den Basken zugestatten, eigene Auswahlteams für Welt- und Europameisterschaftenaufzubieten. Solange Madrid bei dieser Haltung bleibt, habenKatalonien und das Baskenland keine Chance, von den internationalenVerbänden wie der FIFA oder der UEFA anerkannt zu werden.

Vielen Zuschauern im Camp-Nou-Stadion ging es jedoch nicht alleinum die Frage der Nationalteams. Sie wollten mehr. Ein großer Teil der56 000 Besucher demonstrierte dafür, dass Katalonien und dasBaskenland sich von Spanien lossagen und unabhängige Staaten bilden.«Catalonia is not Spain», stand in großen Lettern auf einemSpruchband. Auf den Rängen wurden separatistische Flaggen undTransparente mit Sympathiebekundungen für inhaftierte Terroristen derbaskischen Untergrundorganisation ETA geschwenkt.

«Das Spiel Katalonien gegen das Baskenland wurde zu einerseparatistischen Massenkundgebung», schrieb die Zeitung «El Mundo».Einige Besucher verhöhnten die - in Barcelona unbeliebte undteilweise sogar verhasste - spanische Nationalelf. Sie hattenschwedische Fahnen mitgebracht, um an Spaniens 0:2-Schlappe in derEM-Qualifikation in Schweden zu erinnern.

Dabei hatten mit Carles Puyol, Joan Capdevila, Xavi, Cesc Fàbregasund Luis García gleich fünf Katalanen für Spanien gespielt. Siedurften im Freundschaftsspiel Katalonien-Baskenland nicht eingesetztwerden. Diese Partie endete übrigens 2:2.