Skispringen Skispringen: Uhrmann sagt Tschüss
Oslo/MZ. - Als der unerwartete Sieg zur Gewissheit wird, löst sich die Anspannung in Form von Tränen. Zuletzt konnte Gregor Schlierenzauer nach einem perfekten zweiten Sprung ja nichts tun außer Warten und Hoffen. Vierter war der Österreicher nach dem ersten Durchgang des Skispringens von der Großen Holmenkollen-Schanze bei der WM von Oslo. Doch als sich von den letzten drei Startern einer nach dem anderen hinter Schlierenzauer platziert, auch sein Landsmann Thomas Morgenstern, ist es passiert: "Ich bin Weltmeister. Vor dem Thomas. Das ist Wahnsinn." Es ist der erste Einzeltitel für den Tiroler.
Während Bronze an den Schweizer Simon Ammann ging, sorgte auch Michael Uhrmann für Aufsehen, sogar in doppelter Hinsicht: Der Bayer wurde als Sechster bester Deutscher und er kündigte seinen Rücktritt an. Oslo, so ist Uhrmann (32) zu verstehen, wird seine letzte Mission als Skispringer.
Den Weltmeister Schlierenzauer findet Uhrmann "sehr, sehr verdient". Mitte Dezember schien dessen Saison schon beendet: Trainingssturz, Innenbandanriss im rechten Knie. Doch schon am 4. Januar in Innsbruck war Schlierenzauer wieder da - Platz 18 damals. Langsam ging es aufwärts, beim Skifliegen in Oberstdorf Anfang Februar gelang der erste Podiumsplatz und Mitte Februar in Vikersund sogar ein Sieg. 21 Jahre alt st Schlierenzauer, mit 16 gewann er sein erstes Weltcup-Springen, 34 Siege sind es bisher in dieser Serie - österreichischer Rekord.
Dabei ist Morgenstern bisher der dominierende Springer dieses Winters: Acht Siege, zudem ist ihm der Sieg im Gesamtweltcup nicht mehr zu nehmen - und in Oslo hat er bereits zweimal Gold gewonnen. Genauso wie Schlierenzauer. "Natürlich ist auch ein weinendes Auge dabei. Aber ich habe Respekt vor Gregors grandioser Rückkehr", sagt der gescheiterte Favorit.
So etwas, eine Rückkehr, wird Michael Uhrmann nicht mehr passieren. Platz sechs noch einmal am Holmenkollen, "vor diesen enthusiastischen Zuschauern, das ist für mich nicht mehr zu toppen". Am Sonntag hat er mit dem deutschen Team Bronze im Wettkampf von der kleinen Schanze gewonnen, am Samstag will er nun versuchen, Edelmetall im Mannschaftswettbewerb von der Großschanze zu gewinnen, "und dann werde ich wohl abtreten". Die Weltcups in Lahti und Planica wird er auslassen: "Ich denke, das war's für mich nach 16 Jahren Leistungssport und nach 22 Jahren Skispringen."
Mit Beginn der neuen Saison steigt der Team-Olympiasieger von 2002 als Trainer am Stützpunkt Bad Endorf nahe des Chiemsees ein, "das ist eine tolle Aufgabe". Die nächste Aufgabe ist ein letzter Wettkampf - mit einer ausgeglichenen Auswahl des Deutschen Ski-Verbandes. Severin Freund wurde am Donnerstag Zwölfter, Richard Freitag überraschte als 15., während Martin Schmitt auf Position 16 landete.
ARD und Eurosport zeigen am Freitag die Teamentscheidung der Kombinierer (Großschanze / 11.20 und 15.50 Uhr) und die Männer-Langlauf-Staffel (12.35 Uhr) live.