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Skispringen Skispringen: Uhrmann feiert ersten Weltcupsieg

Von Eric Dobias 17.01.2004, 18:39

Zakopane/Frankfurt/dpa. - Erst flog Michael Uhrmann zum erstenWeltcupsieg seiner Karriere, dann Sven Hannawald vorzeitig in dieHeimat. Im «Hexenkessel» von Zakopane durchlebten die deutschenSkispringer am Wochenende Himmel und Hölle. Mit seinem Erfolg amSamstag sorgte Uhrmann für den lang ersehnten ersten Saisonsieg derDSV-Adler, deren Vorflieger Hannawald erneut abstürzte und amSonntagvormittag völlig entnervt abreiste.

Im dichten Schneetreiben am Sonntag behielt der ÖsterreicherMartin Höllwarth den Durchblick und landete seinen ersten Weltcupsiegseit dem 15. Dezember 2002. Uhrmann landete 24 Stunden nach seinemHöhenflug nur auf Rang 16 und damit wieder auf dem Boden derTatsachen. Für ihn sprang Georg Späth (Oberstdorf) in die Bresche,der als Vierter nur knapp seinen zweiten Podestplatz in diesem Winterverpasste. «Es macht derzeit Spaß, den beiden zuzuschauen. Mal istder Uhri vorn, mal der Georg», bilanzierte Bundestrainer WolfgangSteiert zufrieden.

Überschattet wurde der erfolgreiche Auftritt allerdings vonHannawalds Krise. «Wir haben in der Nacht ein längeres Gesprächgeführt und entschieden, dass Sven eine Pause einlegt. Im Momentlähmt der Kopf die Füße», begründete Steiert die vorzeitige Abreisedes Hinterzarteners, der erst Anfang Februar beim Skifliegen inOberstdorf in den Weltcup zurückkehren soll. Gedanken an einenendgültigen Abschied des 29-Jährigen wies Steiert zurück. «Wir habenüber das Thema Karriereende gesprochen. Sven hat mir versichert, dasser seinen Sport liebt und noch zwei Jahre springen will», erklärteder Coach.

Der hatte sich nach dem Sieg von Uhrmann mit einem Freudenschreiseiner ganzen Anspannung entledigt. «Ich habe immer gesagt, dass wirein gutes Team haben. Nur hat es kaum noch jemand geglaubt. Endlichwurde unsere Arbeit belohnt», sagte Steiert. Zum dritten Mal inseiner Karriere saß Uhrmann im Finale als Letzter auf dem Balken, zumersten Mal behielt er die Nerven. «Diesem Sieg bin ich langehinterher gelaufen. Es ist ein absolut gewaltiges Gefühl, ihn endlichgeschafft zu haben», erklärte der Bayer, der seine Ski jubelnd in denNachthimmel von Zakopane schwenkte.

Vor 33 000 Zuschauern hatte sich der BGS-Angestellte aus Rastbüchleinen packenden Zweikampf mit Lokalmatador Adam Malysz geliefert. DerPole feierte mit zwei zweiten Plätzen ein glanzvolles Comeback undgehörte zu den ersten Gratulanten. «Es hat unheimlich viel Spaßgemacht, vor dieser Kulisse zu springen. Die Fans waren total fair.Den Adam vor voller Hütte in Polen zu schlagen, ist nicht schlecht»,meinte Uhrmann schmunzelnd.

Der 25-Jährige verwies mit 270,9 Punkten Malysz (267,2) und denNorweger Björn Einar Romören (251,6) auf die Podestplätze. Am Sonntagfehlte Malysz die Winzigkeit von 0,3 Zählern zum Sieg. Dritter wurdeder Norweger Roar Ljökelsöy. Uhrmann, der nach dem ersten Durchgangaussichtsreich auf Rang vier lag, fiel bei 110,5 m vom Himmel unddamit weit zurück. «Es war trotzdem ein tolles Wochenende», meinteder Bayer, der mit dem ersten Karrieresieg seinem Vater das schönsteGeburtstagsgeschenk bereitet hatte.

Uhrmanns Aufstieg ging einher mit dem tiefen Fall von SvenHannawald. Der Doppelsieger des Vorjahres präsentierte sich amSamstag völlig von der Rolle und fiel nach einem Hüpfer auf 105 m imFinale vom 11. auf den 30. Platz zurück. Schon im ersten Durchgangwar der Hinterzartener trotz annähernd gleicher Bedingungen gleich 13m hinter Uhrmanns Weite zurück geblieben. «Mir fehlt die Grundform,die sich die anderen erarbeitet haben. Ich habe irgendetwasverschlafen», haderte der Schwarzwälder mit sich.

Während der DSV-Tross am Montag nach Japan weiterfliegt, sollHannawald in der Heimat zu seiner Form und vor allem sich selbstfinden. «Er soll sich in Ruhe auf die Höhepunkte im Februarvorbereiten», sagte Steiert, der für Hannawald den jungen FerdinandBader nachnominierte.