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Skispringen Skispringen: Sven Hannamann gewinnt den Weltcup

Von Joachim Hahne 02.12.2001, 15:49
«Überflieger» Sven Hannawald
«Überflieger» Sven Hannawald dpa

Tittisee-Neustadt/dpa. - Erst der Tölpel, dann der Triumphator:Sven Hannawald feierte einen Tag nach seiner peinlichenDisqualifikation wegen einer fehlenden Plombe im Anzug einensouveränen Sieg beim Weltcup-Skispringen in Titisee-Neustadt. DerSkiflug-Weltmeister aus Hinterzarten setzte sich am Sonntag beiseinem Heimspiel auf der Hochfirstschanze vor dem polnischenÜberflieger Adam Malysz durch. «Endlich habe ich es geschafft, wiederzu gewinnen», jubelte Hannawald von Zentnerlasten befreit auf,nachdem er zwei Jahre auf einen solchen Erfolg gewartet hatte. 25 000Zuschauer ließen ihren «Hanni» mit Jubelgesängen hoch leben.

Jungspunt Stefan Hocke (Oberhof) als Fünfter, der gesundheitlichangeschlagene viermalige Weltmeister Martin Schmitt (Furtwangen) alsSiebter, Michael Uhrmann (Rastbüchl) als Achter, Georg Späth(Oberstdorf) als Zwölfter und Christof Duffner (Schönwald) auf Rang13 rundeten das beste Mannschaftsresultat der deutschen «Adler» seitJahren ab. «Ich glaube nicht, dass wir jemals so ein Ergebnis erzielthaben», kommentierte Bundestrainer Reinhard Heß Freude strahlend dasTraumergebnis. «Das ist sehr befriedigend.»

Für Hannawald endete das Heimspringen nach dem Tiefschlag miteinem rauschenden Höhenflug. Seine Weiten auf 129,5 und 136 Meterbrachten dem 27-jährigen Wahl-Schwarzwälder die Bestnote 277,4 ein.«Das sieht technisch traumhaft aus», kommentierte er seinen zweitenVersuch beim Studium der Fernsehbilder. Dass Hannawald nach seinemFlop vom Samstag diesmal top war, zeigte er schon am Vormittag, alser mit 145 Metern einen Schanzenrekord aufstellte.

Dabei wäre der neue Überflieger vor lauter Scham Stunden zuvor amliebsten noch im Boden versunken. «Das war die beschissenste Nachtmeines Lebens. Ich war froh, als der Wecker klingelte», gestandHannawald. «Ich hatte vor lauter Nervosität vergessen, den Anzug zukontrollieren. Ich hätte mich zehn Stunden lang schämen können.»Hannawald hatte vor der Weltcup-Premiere auf der Hochfirstschanzeversäumt, zu überprüfen, ob die obligatorische Plombe an seiner neuenFlugkleidung befestigt war. Da diese fehlte, wurde er auf Platz zweiliegend disqualifiziert. «Sven, mit Plombe bist du eine Bombe», hatteseine Fangemeinde den sensiblen Springer mit einem Transparentmoralisch aufgemuntert. Hannawald hatte sich eigenhändig einStrichmännchen mit hoch gerecktem Daumen auf sein Hosenbein gemalt.

Malysz bleibt trotz seiner deutlichen Niederlage das Maß allerDinge: Der Pole hatte am Samstag mit Riesenvorsprung (138,5 und 136m/297,1 Punkte) vor Schmitt (134,5 und 121,5 m/258,8) gewonnen.Einschließlich seines zweiten Platzes vom Sonntag für Sprünge auf 126und 133,5 Meter (Note 266,1) baute der Weltcup-Titelverteidiger seineFührung in der Gesamtwertung weiter aus. Malysz führt nach vierWettbewerben mit 360 Punkten unangefochten vor Schmitt (232) und demFinnen Risto Jussilainen (205). Hocke ist jetzt Vierter (186),Hannawald Siebter (163).

Die Deutschen boten nicht nur wegen Hannawalds Höhenflug einebeeindruckende Leistung. Schmitt, wegen einer Magen-Darm-Grippe nichtganz bei Kräften, biss auf die Zähne und kam jeweils unter die TopTen wie auch der neue Hoffnungsträger Hocke. «Die Kraft fehlte, auchwenn ich mit dem Magen keine Probleme mehr hatte», sagte Schmittinsgesamt zufrieden. «Ich hatte nicht die Voraussetzungen, um vornereinzuspringen und musste unter den Bedingungen meine Ziele ändern.»Nach 117,5 Metern und Rang 17 im ersten Durchgang steigerte sich der23-Jährige auf 127 Meter und Platz 7 (238,1).

Hocke war nach Sprüngen auf 122 und 124 Meter um lächerliche zweiZehntel Zähler besser als sein Zimmerkollege, was ihm Rang fünfeinbrachte. «Wenn's so weiter läuft, wär's super», sagte der 18-jährige Abiturient gelassen. «Ich habe mich noch nicht richtig andiese Erfolge gewöhnt.»