Skispringen Skispringen: Reinhard Heß sucht Schnee

Erfurt/dpa. - Skisprung-Bundestrainer Reinhard Heß hat in den vergangenen Tagen durch halb Skandinavien telefoniert, um eine Schanze als Flugschule für die deutschen «Adler» zu finden. «Sie sollte möglichst kein alter Bock und auch nicht zu überlaufen sein», erläuterte Heß die Suchkriterien. Zudem wünscht er sich nicht zu viele andere Top-Teams am Trainingsort, weil Sven Hannawald und Martin Schmitt neue Sprungski testen sollen.
«Es sind keine Wunderski. Die gibt es nämlich nicht. Wir haben die sehr sensiblen Arbeitsgeräte aber weiter verbessert», betonte Pierre Heinrich, der Techniker der französischen Firma Rossignol. Man habe die vergangene Saison analysiert und nachgedacht, was vor allem bei Rückenwind zu optimieren sei. Der wird von allen Experten bei den Flutlichtspringen auf den WM-Schanzen in Predazzo erwartet. Herausgekommen sind an der Skispitze veränderte Sprunglatten. «Auf ihnen können die Springer mit der Luft besser spielen und regelrecht mit den Ski flirten», drückte es Heinrich aus. Das Innenleben der Ski ist Firmen-Geheimnis.
Ab 4. November sollen die «Adler» des Bundestrainers innerhalb von zwei Wochen zwischen 80 und 100 Sprünge auf Schnee absolvieren. Wo, steht noch nicht fest. «Wenn man an einem Ort ist, an dem wegen des Andrangs in sechs Schichten gesprungen werden muss und das Training bereits früh um sieben Uhr beginnt, leidet die Qualität», so Heß. Dabei hat sein Team nach den nicht überzeugenden Vorstellungen im Sommer gutes Training nötig. Dem Skandinavien-Trip sollen deshalb bis zum Weltcup-Start am 28. November in Kuusamo noch Schnee-Sprünge auf Schanzen im Alpenraum folgen.
Allerdings sieht der Bundestrainer die Situation wieder gelassener, seit Sven Hannawald nach der Meniskusoperation wieder schmerzfrei trainieren kann. «Sven ist ungeheuer motiviert. Er arbeitet zielstrebig und konsequent, ist auf dem besten Weg, bei den Höhepunkten des Winters wieder topfit zu sein», schätzt der Bundestrainer seinen «Überflieger» des vergangenen Winters ein. «Ich bin optimistisch, dass er bereits zur Vierschanzentournee physisch fit ist. Bleibt nur die Frage, ob er technisch bereits wieder so weit sein wird», fügte Heß an, dessen Autobiografie mit dem Titel «Mehr als ein Job» am 10. November in den Buchhandel kommen soll.
Während der Thüringer dem Comeback von Sven Hannawald sehr optimistisch entgegen sieht, muss er derzeit Martin Schmitt eher bremsen und den Schwarzwälder nach der Knieoperation vor dem eigenen Ehrgeiz schützen. «Ich hätte es auch am liebsten, wenn Martin schnell wieder vorn mit dabei sein könnte. Doch vermutlich wird auch ein solcher Ausnahmekönner wie Martin den langen Trainingsausfall in den entscheidenden Wochen nicht von heute auf morgen kompensieren können», weiß Heß aus seiner Erfahrung. Deshalb hat er sich auch fest gelegt: «Wenn Martin nicht in einer solchen Verfassung ist, dass er in Kuusamo unter die ersten sechs springen kann, werde ich ihn zum Auftakt noch nicht einsetzen.»
