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Skispringen Skispringen: Lang ersehntes Comeback für Klingenthal

Von Alexander Brenner 10.02.2009, 15:33

Klingenthal/dpa. - Mit zwei Großveranstaltungen innerhalb vonfünf Tagen meldet sich Klingenthal nachdrücklich auf der großen Ski-Bühne zurück. Am Mittwoch gastieren Martin Schmitt & Co. auf derzweiten Station der Team-Tour im Skispringen in der Vogtland-Arena,wo am Samstag und Sonntag die Nordischen Kombinierer beim Weltcupihre WM-Generalprobe bestreiten.

Auf das Comeback im nordischen Ski-Zirkus hat der sächsische Ortlange warten müssen, denn Klingenthal war nach der Sprengung derlegendären Aschbergschanze im Jahr 1991 sprichwörtlich weg vomFenster. «Natürlich gab es Pläne und Ideen für eine neueGroßschanze», erinnert sich der Landrat des Vogtlandkreises, TassiloLenk. «Aber nach und nach ist das Fundament der einstigen nordischenSki-Hochburg Klingenthal weggebrochen. Das Sportinternat wurdegeschlossen, die Talente kehrten dem Vogtland den Rücken.»

Die Stadt, die in den 80er Jahren noch als Medaillenschmiede galt,die Weltmeister wie Matthias Buse und Klaus Ostwald ebensohervorbrachte wie die olympischen Medaillengewinner Henry Glass undManfred Deckert - sie war verschwunden von der Landkarte des großenWintersports. Die verbliebene Vogtlandschanze war nur für die 2. Ligagut genug: 22 B-Weltcups fanden in Klingenthal statt - Weltrekord.

«In der Stadt Klingenthal ist nach der politischen Wende nicht nurder Wintersport weggebrochen. 70 Prozent der Arbeitsplätze gingenverloren. Heute können wir auf eine Wertschöpfung von fünf MillionenEuro jährlich in der Stadt verweisen ­ durch die Vogtland-Arena»,berichtet Lenk. «Als um das Jahr 2001 die Pläne für den Schanzen-Neubau konkreter wurden, wussten wir: Jetzt oder nie. Es hat vielÜberzeugungsarbeit auf politischer Ebene gebraucht, viele Skeptikermussten überzeugt werden. Die Nachwendezeit hatte die Menschenfrustriert. Es gab nicht viele, die wirklich an einen Neustart mitneuer Schanze geglaubt haben», erzählt der Landrat.

Dass ausgerechnet zwei gebürtige Klingenthaler verantwortlichzeichnen für die spektakuläre Architektur der 14 Millionen Euroteuren Anlage, passt ins Bild. Lenk: «Unser Ziel war es, fürDeutschland ein Standort der Spitzenklasse für Skispringen undNordische Kombination zu werden. Dass dazu eine weltweit einzigartigeArchitektur entstanden ist, welche die Arena zum Anziehungspunkt fürjährlich bis zu 100 000 Tagesbesucher werden lässt, macht die Anlagewirtschaftlich unabhängig und ist ein Grundstock der Betreibung.»

Im Vogtland lebt man also wieder Wintersport. «Es braucht 600Leute, die an einem Weltcup-Tag Hand in Hand arbeiten. Dazu einenVerein, der Willens und in der Lage ist, eine solche Veranstaltungdurchzuführen», berichtet Lenk. All das war für den Weltverband FISGrund genug, wieder nach Klingenthal zu gehen. «Wir wissen, welchesPotenzial in der Region steckt. Dort hat man nicht halbherziginvestiert, sondern eine Anlage hingestellt, in der mehr als nurSkispringen stattfinden kann», lobt FIS-Renndirektor Walter Hofer.