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Skispringen Skispringen: Blech statt Medaille

14.02.2002, 10:15

Salt Lake City/dpa. - Drei Tage nach seinem Olympiasieg aufder Normalschanze triumphierte der 20-jährige Schweizer mit 281,4Punkten für Sprünge von 132,5 und 133 m klar vor dem Polen AdamMalysz (269,7/131+128) und dem Finnen Matti Hautamäki(256,0/127+125,5).

Bundestrainer Reinhard Heß stand das Entsetzten ins Gesichtgeschrieben, Co-Trainer Wolfgang Steiert vergrub das Gesicht inseinen Händen als Hannawald bei seinem Finalsprung auf 131 m insStraucheln kam und in den Schnee greifen musste. «Es ging alles soschnell. Ich war so überwältigt von meinem Sprung, ich konnte es garnicht begreifen», beschrieb Hannawald später die entscheidende Szene.Die Punktrichter zogen dem Vierschanzentourneesieger aus Hinterzartenim Schnitt sieben Zähler ab. Dennoch fehlten dem 27-Jährigen am Endenur 0,7 Punkte zu Bronze. «Das es so knapp an der Medaille vorbeigehtist noch mal ein Hammer. Ich hatte mit Platz sieben bis zehngerechnet», meinte Hannawald.

Martin Schmitt aus Furtwangen als 10. (240,0 Punkte), derOberhofer Stephan Hocke als 12. (236,9) und Michael Uhrmann ausRastbüchl als 16. (232,4) komplettierten das dennoch hervorragendeAbschneiden der DSV-Springer.

Nach der knappen Entscheidung auf der Normalschanze, als sichAmmann mit 1,5 Punkten vor Hannawald durchgesetzt hatte, wurde dieSpannung auf dem großen Bakken fast ins Unermessliche hoch getrieben.Der von seinem Olympiasieg sichtlich beflügelte Ammann ließ keinerleiNervosität erkennen und schockte die Konkurrenz im ersten Durchgangmit der Einstellung des vom Österreicher Wolfgang Loitzl gehaltenenSchanzenrekordes von 132,5 m. Während die folgenden Springer nicht andiese Weite heran kamen, konterte Hannawald als vorletzter Starter imStile eines Champions.

Obwohl die Jury den Wettkampf wegen schlechter Windbedingungen vorden Top 3 unterbrach, erzielte der Hinterzartener exakt die gleicheWeite und die gleiche Punktzahl (140,5) wie Ammann. «Das war einerichtig gute Bombe. Genau so habe ich mir das vorgestellt. Spannenderkann es nicht sein», sagte der 27-Jährige, der seinen super Satz imAuslauf ausgelassen bejubelte.

Im Finale legte der kleine Schweizer dann noch einen drauf undsteigerte den Schanzenrekord auf 133 m. Der Jubel der Zuschauer drangbis zu Sven Hannawald auf den Schanzenturm. Der direkt danachspringende Hinterzartener riskierte alles, stand am Ende aber mitleeren Händen da. «Ich kann nicht enttäuscht sein, denn es waren zweigute Sprünge. Aber ich bin geknickt, weil mir das passiert ist»,erklärte Hannawald.

Bei der Jagd nach Gold muss er nun ganz auf die Team-Konkurrenzsetzen. Die Hoffnungen wurden durch den ordentlichen Auftritt deranderen DSV-Springer genährt. Martin Schmitt konnte mit Weiten von126 und 119,5 m zwar erneut nicht in den Medaillenkampf eingreifen,war aber dennoch nicht enttäuscht. «Ich habe Probleme und kann dahernicht so viel erwarten. Es ist aber ärgerlich, dass es nicht soläuft. Ich habe hier noch keinen 100 prozentigen Sprung gemacht»,schätzte der viermalige Weltmeister ein. Stephan Hocke zeigte beiseinem Olympia-Debüt eine gute Leistung. Mit Sprüngen auf 125 und120,5 m empfahl er sich genauso für einen Einsatz in der Mannschaftwie Michael Uhrmann, der auf 124 und 119 m kam.