Skilanglauf Skilanglauf: Turbo zündet in Thüringen
Davos/MZ. - "Das Gelbe Trikot ist ein Traum", sagt er. Das setze zusätzliche Kräfte frei: "Es beflügelt." Für seine gute Form habe er mit dem Rad in der Toskana gestrampelt. "Das Selbstvertrauen ist riesengroß." Hier spricht nicht etwa Jan Ullrich auf Mallorca, sondern Tobias Angerer in Davos. Das Gelbe Trikot, das der Radprofi erst im französischen Sommer erobern will, trägt der Skiprofi nach sechs Siegen durch diesen Winter. Das begehrte Gelb verbindet. Der Radrennfahrer und der Skilangläufer werden bei der Tour und in Turin die beiden Protagonisten sein, auf die vor und nach der Fußball-WM ganz Deutschland schaut.
Angerer ist mit seinem bayerischen Burschencharme zum Loipen-Liebling geworden. Holt er Gold, wird Angerer zum Hannawald des Langlaufs. Er ist der Olympia-Favorit, egal, in welcher Disziplin er antritt. Vier Mal wird Angerer starten, vier Mal zählt er zu den Medaillen-, ja Goldanwärtern. In Skiathlon, über 15 Kilometer, im Sprint, in der Staffel. "Ich mache mir keinen Druck, nehme es, wie es kommt", meint der Läufer, der die Wandlung vom Sturzpiloten zum Loipen-König geschafft hat. Es müsse alles passen zum großen Triumph, denn "der Unterschied zwischen den Spitzenläufern reduziert sich auf Zehntelsekunden", weiß Angerer. Bundestrainer Jochen Behle hat erkannt, dass "Tobi mit jedem Erfolg stärker wird. Die Konkurrenz muss sich etwas einfallen lassen, wenn sie ihn überholen will." Und Angerer analysiert: "Auf den letzten 500 Metern bin ich der Schnellste." Das war nicht immer so. Angerer galt jahrelang als Pechvogel. Vor dieser Erfolgssaison stand gerade mal ein Sieg in seinem Startbuch. Entscheidend war der Wechsel des bayerischen Einzelkämpfers in die thüringische Trainingsgemeinschaft in Oberhof mit Teichmann, Filbrich, Sommerfeldt.
"In der Gruppe kitzele ich noch einige Prozente meines Leistungsvermögens heraus", erklärt Angerer. Er sei auch nicht mehr so ungestüm, sondern ausgeglichener und ruhiger geworden. Und er habe mittlerweile begriffen, dass "die Rennen im Kopf entschieden werden". Also betreibt er Kopfarbeit mit einem Mentaltrainer. Vom Sport seiner Freundin Martina Eberl, einer Profigolferin, hat er gelernt, sich zu konzentrieren.
Wenn ein jahrelanger Mitläufer zum überragenden Mann mutiert, kommt der Mühlegg-Schatten in die Loipe. "Doping ist kein Thema. Von mir aus kann man mich jeden Tag kontrollieren. Ich bin stolz auf meine Leistung, weil ich weiß, dass ich sie sauber erkämpft habe", betont die deutsche Gold-Hoffnung.