Ski nordisch-WM Ski nordisch-WM: Buchmacher setzen auf Hannawald

Val di Fiemme/dpa. - Bei den Buchmachern ist er der Top-Favorit, der Heimtrainer spricht offen von Gold, doch Sven Hannawald stapelt vor der WM-Entscheidung auf der Großschanze tief. «Ich kann mir nichts dafür kaufen, wenn ich vorher zum WM-Helden gestempelt werde und dann alles in die Hose geht», sagte der Weltcup-Spitzenreiter am Donnerstag. Gelassen und gelöst absolvierte der Hinterzartener im deutschen WM-Haus eine Fragestunde, ehe er in den Feierabend verschwand.
Das Wort Titelgewinn nahm Hannawald bei seinem Auftritt nicht in den Mund. Heimcoach Wolfgang Steiert sprach dagegen aus, was ohnehin alle erwarten. «Man kann sich nicht auf Gold programmieren, aber der Titel ist unser Ziel. Sven weiß ganz genau, dass er um die Goldmedaille mitspringt», hatte Steiert zu Wochenbeginn in einem Zeitungsinterview erklärt. Dies wissen auch die Buchmacher, bei denen es im Falle eines Sieges von Hannawald kaum etwas zu gewinnen gibt. Beim Anbieter «Interwetten» lag die Quote mit 1,8 für 1 so niedrig wie seit Jahren nicht mehr.
Hannawald lässt das alles jedoch kalt. Der 28-Jährige bleibt sich auch im WM-Ort Predazzo treu und bereitet sich auf den Wettkampf wie auf ein normales Weltcup-Springen vor. «Ich werde im Vorfeld nichts ändern. Ich konzentriere mich auf meine Technik. Wenn die stimmt, werde ich sehen, wohin es geht», erklärte der Schwarzwälder. Natürlich weiß der Mannschafts-Olympiasieger um die eigene Stärke, darüber reden lässt er aber lieber andere. «Sven ist im Spitzenbereich präsent», erklärte Bundestrainer Reinhard Heß. Noch deutlicher formulierte es Steiert: «Ich habe ihn selten so gut gesehen wie in den vergangenen Wochen.»
Kein Wunder, dass Hannawald am Donnerstagabend wie die für die Einzel-Konkurrenz «gesetzten» Martin Schmitt und Michael Uhrmann auf das Training verzichtete. Dafür will der Skiflug-Weltmeister am Freitag entgegen seiner Gewohnheit die Qualifikation springen. Im Kampf um die erste WM-Einzelmedaille möchte Hannawald nichts dem Zufall überlassen. «Ich bin in besserer Verfassung als vor zwei Jahren in Lahti, aber das ist kein Freifahrtschein», weiß er um die Schwere der Aufgabe.
Denn auf der windanfälligen Schanze in Predazzo ist der «Sportler des Jahres» in seiner Karriere noch nie unter die Top 3 gesprungen. Nach dem ersten Training am Mittwoch zog er jedoch ein positives Fazit. «Die Anlage ist gut zu springen. Nur die Umgewöhnung auf die Lichtverhältnisse ist problematisch», meinte Hannawald, der auch die Mannschaft am Sonntag zu einer Medaille führen soll. «Nur der Sven kann das Zünglein an der Waage spielen», sagte Heß. Er will das Team am Samstag nach dem Wettkampf auf der Großschanze nominieren. «Die besten vier werden springen», kündigte der Bundestrainer an.