Ski alpin Ski alpin: Schönfelder-Aus entfacht Streit im Verband

Park City/München/dpa. - Im alpinen Ski-Zirkus gibt es gleich zu Saisonbeginn den ersten großen Streit. Nach der Disqualifikation von Rainer Schönfelder im Weltcup-Slalom von Park City wittern die Österreicher einen Komplott gegen die erfolgreichste Ski-Nation der vergangenen Jahre. «Wenn es gegen Österreich geht, sind sich offenbar alle einig», wetterte Alpinchef Hans Pum. Vorjahressieger Schönfelder sorgt sich nach seinem annullierten zweiten Platz vom Sonntag gleich um die Glaubwürdigkeit des Weltcups: «Das stellt unseren Sport in Frage. Dann brauchen wir keine Entscheidungsträger mehr», sagte der 26-Jährige.
Nach einem verwirrenden Hickhack um Proteste und Gegenproteste wurde Schönfelder am Sonntag (Ortszeit) von der dreiköpfigen Jury aus der Wertung genommen. Damit ist der Fall jedoch noch lange nicht beendet. Der Österreichische Skiverband (ÖSV) hat die Beschwerde- Kommission des Internationalen Skiverbandes (FIS) mit der Prüfung der Vorfälle im Olympia-Ort von 2002 beauftragt. Innerhalb der nächsten drei Tage wird das Gremium eine Entscheidung treffen. Anschließend könnte der ÖSV noch vor das FIS-Gericht ziehen.
Schönfelder war im ersten Durchgang zu Fall gekommen. Da ein gestürzter Streckenposten dabei in unmittelbarer Nähe zur Piste gelegen hatte, reichten die Österreicher Protest ein und ermöglichten so einen erneuten Start des vierfachen Weltcupsiegers. «Ich kann mit reinem Gewissen behaupten, dass ich behindert worden bin», sagte Schönfelder. In seinem zweiten Versuch fuhr der extrovertierte Athlet Bestzeit und kam in der Endabrechnung als Zweiter hinter Sieger Kalle Palander (Finnland) ins Ziel. Ein Protest der Finnen gegen die doppelte Chance Schönfelders wurde zunächst abgelehnt, eine weitere Beschwerde von mindestens neun weiteren Nationen hatte dann aber Erfolg.
Pum und ÖSV-Cheftrainer Toni Giger führten anschließend hitzige Debatten mit dem deutschen FIS-Renndirektor Günther Hujara, der gemeinsam mit dem Österreicher Hans Görgl und John Clifford (USA) die Entscheidung getroffen hatte. Gerade mit Hujara liegen die Verantwortlichen aus der Alpenrepublik mittlerweile im Dauerclinch. Der lange verletzte Superstar Hermann Maier fühlte sich zum Saisonauftakt ungerecht behandelt, da ihm Hujara - den Regeln entsprechend - einen besseren Startplatz im Riesenslalom verweigerte. Im Vorjahr war es zum Streit gekommen, weil Weltcup-Gesamtsieger Stephan Eberharter nach einem Sturz im Riesenslalom von Val d'Isère ungewöhnlich lange auf seinen Abtransport hatte warten müssen.
Nutznießer der Disqualifikation Schönfelders waren dessen Landsmann Manfred Pranger und der Italiener Giorgio Rocca, die auf dem Siegerpodest auf die Plätze zwei und drei aufrückten. Freuen konnte sich im ÖSV-Lager auch Michael Walchhofer. Der Abfahrts- Weltmeister rutschte durch das Hin und Her als 31. in den zweiten Lauf und verbesserte sich noch auf den elften Platz. Nur den deutschen Skifahrern konnte der Wirbel völlig egal sein. Felix Neureuther (Partenkirchen/33.), Alois Vogl (Lohberg/40.) und Andreas Ertl (Lenggries/ausgeschieden) hatten sich ohnehin nicht für den Finaldurchgang qualifiziert.