Segeln Segeln: Schümann verteidigt mit Alinghi den 32. America's Cup
Valencia/dpa. - Der dreimalige Olympiasieger Jochen Schümann hatmit der Schweizer Yacht Alinghi den America's Cup verteidigt. Als dieschwarz-rote SUI 100 am Mittwoch im packenden Fotofinish dieZiellinie eine einzige Sekunde vor Herausforderer Team New Zealandüberquerte, entlud sich die seit Tagen kaum mehr erträgliche Spannungrund um den Hafen von Valencia mit gewaltigen Jubelschreien an Bordund an Land. Unter Feuerwerk und Champagnerfontänen freuten sichzehntausende Segel-Fans mit den Eidgenossen und deren deutschemSportdirektor - im Lager der rund 3000 mitgereisten Neuseeländerflossen Tränen.
«Es ist fantastisch, dass der Cup nun in Europa bleibt», jubelteAlinghis Sportdirektor Schümann, der vor vier Jahren die berühmteSilberkanne nach Europa zurückgeholt hatte. Der 53 Jahre altedreimalige Olympiasieger hatte zwar seinen Traum von der Position alsSteuermann im Verlauf der zweiten Alinghi-Kampagne aufgeben müssen,doch im Hintergrund maßgeblich zum Erfolg der Mannschaft beigetragen.«Ich habe viel für das große Ziel gegeben. Das war und ist meineRolle. Da muss man auch am eigenen Ego feilen. Doch wenn das Team amEnde gewinnt, stimmt alles.»
Das siebte Duell der Giganten machte seinem Namen alle Ehre.Nachdem die NZL 92 mit leichten Vorteilen gestartet war, erreichtedie SUI 100 in frischen Winden um 16 Knoten die erste Wendemarke mitsieben Sekunden Vorsprung. Doch Team New Zealands Skipper Dean Barkerund seine Crew schlugen zurück und erreichten die zweite Wendemarke14 Sekunden vor den Schweizern. Im anschließenden Kopf-an-Kopf-Rennenkam es vor Rundung der dritten Marke beinahe zur Kollision. Alinghimusste ausweichen. Neuseeland wurde von den Schiedsrichtern für dieVerletzung der Vorfahrtsregeln mit der Renn-entscheidenden Strafebelegt.
Das Team Alinghi kann ausgerechnet im «verflixten siebten Jahr»seiner Erfolgsstory ein weiteres Kapitel mit einem Triumph beenden.Die mit sechs erfahrenen Neuseeländern besetzte multinationale Crewdes Genfer Milliardärs Ernesto Bertarelli hat sich gegen dasdurchschnittlich vier Jahre jüngere Team New Zealand durchgesetzt.Damit bleibt der Name Alinghi weiter das Symbol für Höchstleistung imSegelsport. Als Kinder hatten Bertarelli und seine Schwester Donnazunächst ihren imaginären Spielfreund Alinghi genannt. Später wurdenalle Familienboote so getauft.
Ein Produkt Schweizer Segelkunst ist Alinghis zweiter Erfolghintereinander auch dieses Mal nicht. Team-Gründer Bertarelli war inallen sieben Begegnungen mit Team New Zealand unter 17 Mann Besatzungder einzige Schweizer an Bord. Das Duell der Cup-Giganten markierteeher die Fortsetzung der Auseinandersetzung zwischen NeuseelandsSegelhelden wie Skipper Brad Butterworth oder Stratege Murray Jonesan Bord der «Alinghi» und der jungen «Kiwi»-Generation um Team NewZealands 34 Jahre jungen Skipper Dean Barker.
Als Land mit Spitzentechnik konnte die Schweiz im America's Cupjedoch punkten: Auch dieses Mal waren die Ingenieure der EPFL inLausanne maßgeblich in Forschung, Tests und Entwicklung der jeweilsrund vier Millionen Euro teuren Cup-Yachten unter Schweizer Flaggeinvolviert. Gebaut wurde die SUI 100 genau wie ihre Vorgängerin SUI64 in Präzisionsarbeit in Fenil-sur-Corsier oberhalb Verveys. Für dieLinien der rasanten Hightech-Yacht zeichnete Chefdesigner RolfVrolijk verantwortlich.
Auf dem Weg zur 32. Cup-Auflage hat Bertarelli sein Versprechenwahr gemacht, das er vor vier Jahren gab: «Wir werden die alteSilberkanne entstauben und die Veranstaltung modernisieren.» In seineÄra fällt die Streichung der Nationenregel, die erstmaligeRechtevergabe an eine Stadt außerhalb des Landes derTitelverteidiger, die dem Cup vorgeschalteten Testregatten in ganzEuropa und der Bau der weltgrößten rund 300 Millionen Euro teurenSegelarena in Valencia.